Das Jahr 2020 war ein schreibreiches Jahr, sogar eines der schreibreichsten Jahre in meinem Leben bisher. Damit hätte ich zu Beginn des Jahres niemals gerechnet, denn zuerst war ich in der Psychiatrie und dann hatte die Welt Pandemie.
Ich bin ohne Pläne in das Jahr 2020 gestartet, dafür aber mit einer schweren depressiven Episode. Deswegen erzähle ich am Anfang meines Jahresrückblicks vom Alltag in der Psychiatrie. Dort habe ich mein Jahresmotto gefunden: Schritt für Schritt.
Das habe ich dieses Jahr auch ganz wörtlich genommen und bin super viel spazieren gegangen: Im Schrevenpark, in einer virtuellen Challenge, ich habe eine tolle Medaille mit einem Oktopus bekommen und manchmal werde ich zu Luxusspaziergängen abgeholt.
Corona hat meinen Leben Ruhe gegeben, einen großen Schrecken in Form einer roten Corona-Warn-App beschert und meinen Schreibreichtum befördert. Ich muss nicht extra erwähnen, dass ich trotzdem gut auf die Pandemie hätte verzichten können.
Jeden Montag treffe ich mich seit Mai mit vier tollen Frauen (die ich ohne Corona nicht kennengelernt hätte) auf Zoom zu unserem writers‘ club, jede Woche schreibe ich seit Mai ein Personal-Essay, jede Woche schreibe ich seit Mai eine Kurzgeschichte auf Englisch, jeden Monat seit Juni einen Newsletter und seit Juli fast täglich einen Blogbeitrag.
In zehn Minuten Schritten schreibe ich mal mehr oder weniger an meinem zweiten Taval-Krimi. Am Ende meines Jahresrückblicks schreibe ich über mein Jahr in Zahlen, erzähle, was ich für 2021 für Pläne habe und verrate mein Wort für 2021.
Das war die Kurzfassung von meinem epischen Jahresrückblick. Mir hat es großen Spaß gemacht, meinen Jahresrückblick zu schreiben. Ich fühle große Dankbarkeit für meine Gesundheit und meinen Schreibreichtum.
Danke an Judith Peters von Sympatexter, die den Jahresrückblog 2020 initiiert und begleitet hat. Und jetzt wünsche ich dir viel Spaß beim Lesen, meines epischen Jahresrückblicks.
Zum ersten Mal in der Psychiatrie
Mein 2020 beginnt mit einer Vollbremsung, vielleicht war es auch ein Wendepunkt. Ich habe eine schwere depressive Episode und gehe zum ersten Mal in meinem Leben in eine Fachklinik für Psychiatrie.
Ankunft in der Klinik
Ich war wahnsinnig aufgeregt, als mein Mann mich hingebracht hat und habe die ganze Fahrt kein Wort gesagt. Als wir dort waren, haben wir aus Versehen in der geschlossenen Abteilung geklingelt. Da wurde ich nicht erwartet, sondern im 1. Stock in der offenen Station. Ich wurde sehr gut aufgenommen und habe zum ersten Mal Antidepressiva bekommen. Die haben schnell und gut geholfen. Ich hatte Glück, dass gleich die ersten beiden Mittel geholfen haben und ich nicht verschiedene ausprobieren musste. Nach einer Woche hatte mein Körper sich an die Medikamente gewöhnt und das quälende Gefühl zu verdursten, war auch weg.
Stundenlang ins Aquarium starren
In der ersten Woche habe ich die meiste Zeit mit ins Aquarium starren verbracht. Das Aquarium stand im Gemeinschaftsraum der Station und hatte eine sehr entspannende Wirkung auf mich. Ich habe stundenlang einfach nur da gesessen und den Fischen, dem Wasser und den Pflanzen in dem großen Aquarium zugeschaut. Dazu habe ich später gelesen, dass ins Aquarium schauen den Vagusnerv beruhigt.
Weder lesen noch schreiben können
Zu der Zeit konnte ich keine längeren Texte lesen, weil ich mich überhaupt nicht konzentrieren konnte. Schreiben ging auch nicht, obwohl ich jeden Morgen mein Notizbuch mit in den Gemeinschaftsraum genommen habe und wenigstens ein oder zwei Sätze notieren wollte. Das wurde nichts.
Einer meiner wunderbarsten Momente in 2020
Dafür habe ich angefangen zu puzzeln. Das war einer der wunderbarsten Momente in meinem Jahr. Ich saß alleine im Gemeinschaftsraum der Station, habe den Kopf gehoben, das Regal mit den Puzzeln gesehen und Interesse gefühlt. Wirklich gefühlt und nicht etwas getan, von dem ich wusste, dass es gut für mich ist, trotzdem ich nichts fühle.
Ich bin von meinem Platz aufgestanden und zu dem Regal gegangen. Ich habe mir Zeit gelassen und die verschiedenen Puzzle in Ruhe angeschaut. Ausgesucht habe ich mir ein kleines Puzzle mit 200 Teilen und angefangen zu puzzeln. Ich habe ein paar Tage gebraucht, bis das Puzzle fertig war, denn ich habe ganz genau darauf geachtet, wann ich keine Lust mehr zum Puzzeln hatte.
Dann haben alle gepuzzelt
Ich habe damit eine Puzzle-Welle ausgelöst. Ein Mitpatient sagte, das sei in Psychiatrien immer so, wenn einer anfängt zu puzzeln, dann puzzeln in kürzester Zeit fast alle. In den letzen Wochen meines sechswöchigen Aufenthalts habe ich gemeinsam mit zwei lieben Mitpatientinnen und einer Reihe sporadischer Helfer*innen ein 3000 Teile Puzzle gepuzzelt. Das war ein schönes Projekt und hat großen Spaß gemacht.
Mahlzeiten und geregelter Alltag
Der Alltag in der Psychiatrie ist super strukturiert und geregelt. Um 7.00 Uhr ist wecken. Je nach Temperament der Pflegekraft inklusive Anschalten der grellen Deckenlampe. Ich habe morgens oft auf meiner Bettkante gesessen, meinen Tagesplan angeschaut und mich gefragt, wie ich alles schaffen soll, was auf dem Plan steht. Dann ging’s aber auch bald zum Frühstück, denn um 8.00 Uhr hatte ich schon Tageslicht-Therapie im kleinen Gruppenraum.
Um 12.00 Uhr gab’s Mittagessen. Das Essen war sehr lecker und wir konnten zwischen drei Gerichten auswählen. Wir mussten am Tag vorher ansagen, was wir essen wollen. Um 18.00 Uhr war Abendessen. Meistens haben wir schon ab 17. 30 Uhr im Gemeinschaftsraum rumgelungert und gewartet bis wir zum Essen gehen konnten.
In den ersten fünf Wochen haben wir immer in einer Gruppe an mehreren zusammengeschobenen Tischen gemeinsam gegessen. Das war toll und familiär. Die Kantine war in einem anderen Gebäude als unsere Station. Wir mussten zum Essen also immer nach draußen. Das war ein kleiner feiner Spaziergang vor und nach jeder Mahlzeit.
Sport und zum ersten mal auf einer Wasserrutsche
Auf meinem Plan stand auch eine Menge Sport: 2x in der Woche Nordic Walken, 2x in der Woche Frauensport und einmal in der Woche schwimmen. Ich war dank meiner lieben Zimmernachbarin zum ersten Mal in meinem Leben auf einer Wasserrutsche. Das war aufregend und toll!
Die Sporttherapeutin war große klasse und ein gutes Vorbild fürs Fit bleiben. Ich habe immer noch ihr „Das haben sie gut gemacht“ im Ohr. Ich bin noch nie so viel gelobt worden, wie in der Psychiatrie bei der Sporttherapie. Überhaupt war der Umgang und die Ansprache auf der Station sehr wertschätzend und annehmend.
Freitags fahren wir auf therapeutischen Ausflug
Freitags gab es immer einen therapeutischen Ausflug. Über das Ausflugsziel haben wir am Donnerstag im Stationstreffen abgestimmt. Wir sind in einem kleinen DRK-Bus gefahren worden und waren beim Bowlen, beim 3D-Indoor-Minigolf, in Plön zum Kaffeetrinken und in Bornhöved in einen Selbstbedienungsnaschiladen, in dem alles (!) probiert werden durfte. Zum Glück habe ich so viel Sport gemacht, denn mein Antidepressivum hat als eine Nebenwirkung: Heißhunger auf Kohlenhydrate!
Therapien und Denken über das Denken
Natürlich gab’s auch Einzeltherapie, Visiten (2x in der Woche), Ohr-Akkupunktur (sehr entspannend), Musiktherapie und Singen. Und MKT (Meta-Kognitives-Training) oder Denken über das Denken. Das war 2x in der Woche und dort habe ich eine Menge über Depressionen und die Gedanken, die durch die Depression verursacht werden, gelernt.
Das war ein schräges aber auch erleichterndes Gefühl meine Gedanken mit dem Beamer an die Wand geworfen zu lesen: „Ich werde nie wieder gesund“ oder „wenn ich xy mache, passiert etwas Schlimmes“. Ich habe gelernt, dass diese Gedanken nicht stimmen und durch meine Krankheit verursacht worden sind.
Dankbarkeitstagebuch und Erinnerungskarte
Im MKT haben wir auch gute Strategie gelernt, um gesund zu werden und zu bleiben bzw. mit einer depressiven Episode umzugehen. Durch das MKT habe ich angefangen, mein Freude- oder Dankbarkeitstagebuch zu schreiben. Das mache ich seit dem Klinikaufenthalt jeden Abend vor dem Einschlafen.
Auf einer kleinen eingeschweißten gelben Erinnerungskarte vom MKT, die auf meinem Schreibtisch liegt, steht unter anderem: Ich mache kleine Schritte. Daraus habe ich Schritt für Schritt gemacht und so habe ich mein 2020 gelebt.
Schritt für Schritt ganz wörtlich: vom Spazierengehen und virtuellen Challenges
Spazierengehen ist meine wichtigste Ressource
Meine Hausstrecke ist der Kieler Schrevenpark. Hier drehe ich im Park oder außen um den Park meine Runden. Im Frühjahr war ich sehr glücklich, dass ich den Park in der Nähe habe. Denn Spazierengehen ist eine meiner wichtigsten Ressourcen, um physisch und psychisch gesund zu bleiben. Da war ich nicht die Einzige, denn ich habe andere Menschen getroffen, die bei Wind und Wetter im Park um ihr Leben gegangen sind. Von einer inspirierenden Runde im Regen erzähle ich im Blogbeitrag „Vom täglichen Gehen (4) oder eine Schrevenparkrunde im Regen“.
Meine tolle Spaziergangroutine
Im Frühjahr und Sommer hatte ich eine ganz tolle Spaziergangsroutine. Da bin ich dreimal am Tag raus gegangen. Zuerst immer eine kleine Runde um den Häuserblock „Vom täglichen Gehen (1) oder jeden Morgen gehe ich eine Runde um den Block„. Dann nachmittags und abends je eine Runde um den Schrevenpark. Die Abendrunde führt mich aber auch schon mal auf andere Strecken „Vom täglichen Gehen (3) oder die Abendrunde, die anders ist als sonst“ oder zu inspirativen Orten „Ein Pappreh lockt mich an oder eine Schaufensterausstellung inspiriert mich„.
Ich gehe virtuell den Camino de Santiago
Und weil ich Challenges klasse finde, habe ich mich bei The Conquerer Challenges angemeldet. Das habe ich nicht nur aus Spaß an der Challenge gemacht, sondern auch, weil ich wusste, dass mir das Spazierengehen rund um die dunkle Wintersonnenwende schwer fallen würde. Also habe ich im Sommer eine Challenge angefangen und das Enddatum auf den 30. Dezember 2020 gesetzt.
Damit habe ich einen zusätzlichen Ansporn, um raus zu gehen, und ich bekomme mitten im dunklen Winter eine tolle Medaille. Ich gehe virtuell den Camino de Santiago. Bis zum 30. Dezember 2020 habe ich noch Zeit die Cathedral of Santiago de Compostela zu erreichen. Das werde ich schaffen, denn ich bin nur noch 51,4 km von meinem Ziel entfernt. Dann bin ich 773,9 km von Saint-Jean-Pied-de-Port bis zur Kathedrale von Santiago de Compostela virtuell gegangen.
Meine erste Medaille hat einen Oktopus hinten drauf
Zum Ausprobieren und weil ich wissen wollte, wie die Medaillen aussehen, habe ich im Sommer die kürzeste Challenge gemacht. Ich bin virtuell über den Ärmelkanal gegangen. Dabei bin ich 33, 8 km in sechs Tagen gegangen. Dafür habe ich eine tolle, schwere Medaille bekommen. Vorne mit einem tollen Bild und hinten ist haptisch ein Oktopus drauf. Darüber ist mein inneres Kind schier ausgeflippt vor Freude. Die Medaille hängt an meiner Schreibtischlampe und ich freue mich jeden Tag darüber. Manchmal nehme ich sie auch in die Hand, fühle diese schwere Metallmedaille und freue mich auf die nächste.
Gehen regt meine Kreativität an
Gehen ist auch super gut für meine Kreativität. Oft kommen mir sehr gute Ideen beim Spazieren gehen. Einige Menschen, die ich auf meinen Spaziergängen sehe, tauchen in meinen Geschichten wieder auf. Manchmal nutze ich einen Spaziergang auch als Schreibanregung. Davon erzähle ich im Blogbeitrag „Vom täglichen Gehen (2) oder heute brauche ich Anregung und Ruhe, um schreiben zu können„.
Meine Luxusspaziergänge
Manchmal habe ich den großen Luxus und werde von Freunde zu einem schönen Naturspaziergang abgeholt. Das läuft immer super entspannt. Ich bekomme einen Anruf: Susanne hast Du Lust gleich mit uns spazieren zu gehen.“ Dann werde ich abgeholt und von einem total entspannten Fahrer an einen schönen Ort gefahren. Während der Fahrt haben wir anregende und spannenden Gespräche, beim Spazierengehen lerne ich dann meistens noch etwas über Vögel, weil meine Freunde alle Vögel und deren Gesänge kennen. Im Spätsommer waren wir im Dosenmoor unterwegs: „Vom täglichen Gehen (5) oder ein Ausflug ins Dosenmoor“.
So hat Corona 2020 mein Leben und mein Schreiben beeinflusst
Corona traf auf mein Leben, als ich gerade wieder mehr Kraft hatte, um mein Leben zu gestalten. Zuerst hat mich das sehr gestresst und ich war traurig, dass ich Dinge, die ich mir in der Klinik für dieses Jahr vorgenommen hatte, nicht machen könnte: Mit lieben Frauen ins Schwimmbad gehen, regelmäßig zur Entspannung in die Sauna gehen, in Cafés sitzen und lesen oder schreiben und lustige Ausflüge machen.
Corona beschert mir Ruhe im Frühjahr
Als der Lockdown kam, war ich froh. Erst mal weil ich das für eine richtige Maßnahme gehalten habe und dann, weil die Wochen des Lockdowns mir Ruhe geschenkt haben. Ich hatte doch noch nicht so viel Kraft, wie ich dachte und konnte doch noch nicht so viel, wie ich wollte. Durch den Lockdown gab es einfach nichts, was ich hätte machen können oder müssen.
Mittagessen To-Go vom Lieblingsrestaurant
Wir haben uns mehrmals in der Woche vom Mamajun, unserem Lieblings-Restaurant, Mittagessen To-Go geholt. In die Tüte kam Spaghetti Bolognese, persisches Gulasch, Salat mit Fetakäse, Schawarma oder Ofengemüse.
Balkonparty mit DJ im Hinterhof
Eines Tages hat ein DJ Zettel an alle Haustüren in unserem Block geklebt und eine Party angekündigt. Das war toll. Sehr viele Nachbarn haben auf ihren Balkonen gestanden, tolles Licht angemacht und der DJ aus dem Hinterhof hat unsere Musikwünsche gespielt.
Corona beschert mir einen großen Schreck im November
Im November hat mir meine rote Corona-App ein paar Tage große Anspannung beschert. Ich war ein paar Tage in Quarantäne, bis das negative Ergebnis meines Coronatests kam. Ich hatte sowieso schon sehr wenig Kontakte und in Innenräumen habe ich immer einen Mund-Nasen-Schutz aus Stoff getragen. Seit dem Ende meiner Quarantäne bin ich noch vorsichtiger und trage FFP2-Masken.
Wie es mir ging mit der roten App, dem Warten auf das Testergebnis und in der Quarantäne habe ich in den beiden Blogbeiträgen „Schreibdonnerstag oder wenn die Corona-Warn-App rot gezeigt hat“ und „Schreibsamstag oder mein Reptiliengehirn hat auf Stress geschaltet und verlangsamt mich“ erzählt.
Corona beeinflusst mein Schreiben positiv
Für mein Schreiben hat Corona eine ganze Menge positiv verändert. Ich wollte schon viele Jahre ein Seminar am Wiener Writers‘ Studio machen und diesen April gab es das Seminar zum ersten Mal online. Ich habe nicht gezögert und sofort gebucht. Die Woche war großartig! Im Schreibtagebuch (5) oder eine Woche Freewriting virtuell am Wiener writers’studio erzähle ich ausführlich von dieser schreibreichen Woche.
Seit dem Seminar schreibe ich so viel wie nie. Ich habe in der Seminar-Woche die Macht des Freewriting erlebt. Und die inspirierende Wirkung von wertschätzendem Feedback kennengelernt. Aus dem Seminar ist meine wunderbare Schreibgruppe, der Writers‘ Club entstanden. Wir treffen uns jeden Montag auf Zoom.
Seit dem Seminar besitze ich wieder einen Füller und mache meine Freewritings nur noch in Leuchtturmnotizbücher. Die Seiten sind dick genug, dass ich darin mit meinem pinken Füller schreiben kann. Die Leuchtturmnotizbücher haben mein vorheriges Lieblingsnotizbuch abgelöst. Ausführlich habe ich im Frühjahr über meine neuen und alten Notizbücher gebloggt: Sechs neue Notizbücher oder Decomposition-Books, Collegeblocks und noch mehr Notizbücher.
Corona beeinflusst das Geschichtenerzählen
Da Corona unsere Lebenswelt verändert hat, verändert Corona auch das Geschichtenerzählen. Dazu ist mir so viel eingefallen, dass ich einen eigenen Blogbeitrag dazu geschrieben habe: „Wie mit Corona in Geschichten umgehen oder eine veränderte Lebenswelt verändert Geschichten„.
Wochenstart: Jour fixe mit dem Writers‘ Club am Montag
Wir treffen uns montags um 19.00 Uhr auf Zoom
Wir sind vier Autorinnen, Ruth und Petra aus Österreich und Claudia und ich aus Deutschland. Wir lesen uns jede Woche unsere Personal-Essays vor und geben uns wertschätzendes Feedback. Dann suchen wir ein neues Stichwort für das nächste Personal-Essay aus, das wir schreiben werden.
Dieser Montagstermin ist für mich der wichtigste Termin in der Woche
Weil es Spaß macht. Weil es anregend ist. Weil die Frauen toll sind. Weil wir uns vertrauen. Weil wir uns Halt geben. Weil wir uns tolle Texte vorlesen. Weil die gegenseitige Wertschätzung total bereichernd, herzerfüllend und bestärkend ist.
Zuerst haben wir uns nur eine Stunde getroffen. Mittlerweile sind unsere Treffen drei Stunden lang. Wir lesen uns immer noch unsere Texte vor und geben wertschätzendes Feedback. Darüber hinaus reden wir über das Schreiben, tauschen uns über das Leben aus und teilen miteinander, was wir in der Woche neues gelernt haben.
Drei meiner Personal-Essays, die im writers‘ club entstanden sind, kannst du auf meinem Blog lesen
„Warum ich Krimis und Privatdetektive mag. Ein Personal-Essay“ ist der Blogbeitrag, der auf Social Media am meisten geteilt wurde. „Gänseblümchen & Vanillesoße. Ein Personal-Essay“ ist zu den beiden Stichwörtern Gänseblümchen und Vanillesoße entstanden und enthält schöne Kindheitserinnerungen. Zum Stichwort Herbstbeginn habe ich einen weiten Bogen gespannt: „Herbstanfang oder ein Text in dem Kastanien, ein Antidepressivum, Männerblicke auf Beine und die Entführung von Hans Martin Schleyer vorkommen.“
Meine Ernte aus dem writers‘ club
Durch das wertschätzende Feedback von den klugen Frauen aus dem writers‘ club habe ich gelernt, wo meine Stärken beim Schreiben liegen. Das wertschätzende Feedback macht Mut, auch Mal neue Dinge beim Schreiben auszuprobieren. Das gegenseitige Vertrauen führt dazu, dass ich bei einigen Themen sehr persönlich werden kann und damit die Themen für mich neu erforschen kann. Einige der Texte, die ich für den writers‘ club geschrieben habe, waren für mich heilend. Gerade auch, weil ich sie vor drei Frauen laut vorgelesen habe. Überhaupt beschenken wir uns mit den Texten, die wir uns gegenseitig vorlesen.
Von Woche zu Woche: Kurzgeschichten-Challenge
Anfang Mai habe ich die „The Great Challenge“ von dem amerikanischen Autor Dean Wesley Smith gefunden. Mein Herz und mein inneres Kind fanden die Challenge klasse und ich habe mich kurzentschlossen angemeldet, um 52 Kurzgeschichten in 52 Wochen zu schreiben. Ich habe die Entscheidung noch keinen Tag bereut. Die Challenge strukturiert meine Wochen, macht riesigen Spaß und stärkt mein Geschichtenselbstbewusstsein.
So geht die Kurzgeschichten-Challenge
Jeden Montag bekomme ich seitdem ein kurzes Video in dem Dean ein Stichwort erklärt. Dieses Stichwort kann ich für die wöchentliche Kurzgeschichte benutzen. Muss es aber nicht, hauptsache ich schreibe eine Kurzgeschichte mit mindestens 2000 Wörtern. Um in der Challenge dabei zu bleiben, muss ich meine Kurzgeschichte bis zum folgenden Sonntag um Mitternacht West Coast Time (das ist hier 8.00 Uhr Montagmorgen) an Dean geschickt haben.
So geht es mir mit der Kurzgeschichten-Challenge
Mir macht die Challenge riesigen Spaß und was total super ist, ich habe mich noch keine einzige Minute unter Druck gefühlt wegen dieser Herausforderung. Ich mache das einfach. Ich schreibe jede Woche eine Kurzgeschichte auf Englisch. Ja, es gab schon Wochen, da hatte ich keine Lust und ich habe das Schreiben vor mir her geschoben, um dann am Sonntag eine komplette Kurzgeschichte zu schreiben.
Eine Glitzerstickerkettte hilft mir bei der Kurzgeschichten-Challenge
In solchen Momenten motiviert mich die Glitzerstickerkette, die neben meinem Schreibtisch an der Wand hängt. Ich klebe jedes Mal, wenn ich eine Kurzgeschichte verschickt habe, einen Glitzerstein auf ein Diagramm. Das schaue ich manchmal an und manchmal streiche ich auch mit den Finger darüber. Dann bin ich total stolz auf mich und auf die Kurzgeschichten, die ich bisher geschrieben habe.
Ein schöner Ordner hütet meinen Geschichtenreichtum
Für die Kurzgeschichten habe ich mir extra einen besonders schönen Ordner bei einer Künstlerin bestellt. In den Ordner hefte ich jede fertige Kurzgeschichte ab. 34 Kurzgeschichten sind schon ein großer Stapel und es sind mindestens 68000 Wörter in Geschichten in dem Ordner. Ich fühle mich total geschichtenreich, wenn ich den Ordner auf meinen Schreibtisch lege und darin blättere.
Tolle Charaktere und die Kurzgeschichten entstehen in meinem Geschichtengehirn
Mit den Kurzgeschichten sind viele tolle Charaktere in meine Leben gekommen. Die Privatdetektivin Minerva Meerkamp ist in einer Kurzgeschichte aufgetaucht und seither hat sie fünf Fälle in fünf Kurzgeschichten gelöst. Ich schreibe die Geschichten ohne dass ich vorher weiß wer oder was passieren wird. Ich vertraue bei den Kurzgeschichten ganz auf mein Unterbewusstsein und mein Geschichtengehirn.
Ein bisschen mehr zum Inhalt der Kurzgeschichten erzähle ich auf dem Blog
Manchmal erzähle ich etwas zum Inhalt der Kurzgeschichten, während ich sie schreibe, wenn ich über meine Schreibtage blogge. Meine Newsletter-Abonnent*innen kennen schon zwei Kurzgeschichten, denn sie haben zwei (übersetzte) Kurzgeschichten im Newsletter bekommen. Mehr zu meinem Kurzgeschichten-Projekt und dem Inhalt der einzelnen Geschichten habe ich in drei Projekttagebüchern gebloggt:
- Projekttagebuch (3): 50% der Great Challenge oder 26 Kurzgeschichten in 26 Wochen
- Projekttagebuch (2): 25 % der Great Challenge geschafft oder 13 Kurzgeschichten in 13 Wochen geschrieben
- Projekttagebuch: The Great Challenge oder 52 Kurzgeschichten in 52 Wochen schreiben
So geht die Kurzgeschichten-Challenge weiter
Die Great Challenge geht noch bis Ende April 2021. Dann mache ich eine Pause und danach fange ich an, die Geschichten zu übersetzen und zu veröffentlichen. Mit dem Veröffentlichen der Kurzgeschichten plane ich, im Juli 2021 zu beginnen. Das wird toll und aufregend.
Täglich bloggen und monatlich newslettern: meine digitale Evolution 2020
Täglich Bloggen: der Start
Mitte Juli habe ich angefangen, täglich zu bloggen. Ich hatte einfach Lust darauf und bin meiner Lust gefolgt. Mehr zu meiner Motivation fürs tägliche Bloggen, meiner Lust an Challenges und zu Challenges mit denen ich mich übernommen habe, habe ich zum Start des täglichen Bloggens gebloggt: Challenges finde ich großartig oder ab heute blogge ich täglich.
Täglich bloggen: die Challenge nicht geschafft, aber 134 Blogbeiträge veröffentlicht und eine Menge Blogfreude gehabt
Die Challenge, die ich mir gesetzt habe, war 365 Tage täglich zu bloggen. Da kann ich sagen, das habe ich nicht geschafft. Aber ich habe so viel gebloggt, wie noch nie in meinem Leben. Die ersten Wochen tatsächlich täglich, dann 4-5 Mal in der Woche. Insgesamt habe ich dieses Jahr 134 Blogbeiträge geschrieben. Nach einem Monat, Mitte August, habe ich mich am Ende des Blogbeitrags „Bloggewohnheit oder einen Monat täglich gebloggt“ gefragt, wo mich das bloggen hinführen wird. Zu schönen Texten, neuen Gedanken und einer Menge Blogfreude, würde ich heute sagen.
Wiederkehrendes Blogformat: Wochenblog
Jeden Sonntag schreibe ich in einem Wochenblog eine Übersicht über die Blogbeiträge und Kommentare der Woche. In dem Wochenblog erzähle ich auch, was ich an den blogfreien Tagen gemacht habe. Entstanden ist der Wochenblog, weil ein Freund gemeint hatte, dass er die Blogbeiträge nicht alle schaffen würde zu lesen. Das war der letzte Wochenblog dieses Jahr: Wochenblog (22) oder Autorinmittwoch, Unsicherheit, Coronageschichten und 12von12.
Wiederkehrendes Blogformat: Eine Frage beantworten
Ein weiteres regelmäßiges Blogformat ist aus der 60-Fragen-Challenge meiner Autorin-Freundin Claudia entstanden. Claudia stellt auf ihrem Blog jede Woche eine Frage und beantwortet die Frage auch. Ich beantworte die Frage auf meinem Blog. Daraus sind schöne, nachdenkliche Blogbeiträge entstanden. Mit manchen Antworten habe ich mich selber überrascht, wie mit meiner Antwort auf Frage 12: Eine Frage beantworten oder Unsicherheit ist ein Gefühl und Sicherheit kann ich mit Geld kaufen.
Wiederkehrendes Blogformat: Schreibtage
Ich erzähle natürlich auch regelmäßig von meinen Schreibtagen auf meinem Blog:
- Schreibmontag oder Schreibgruppentreffen mit Suppenhuhn, Freewriting mit Gloria und Prokrastinieren der Steuererklärung
- Autorinmittwoch oder schwänzen, lesen, Dvd gucken, Geheimprojekt, schreiben und bloggen
- Schreibsamstag oder kreativ nachglühen, Instagram, schreiben, schreiben, Yoga, schreiben und bloggen
- Mir fällt nichts ein oder ein Wurm im Schreibtag
Monatlich: Meinen Newsletter schreiben und verschicken
Regelmäßigkeit ist dieses Jahr auch bei meinem Newsletter eingekehrt. Bisher hatte ich den Newsletter oder meine Krimiautorinnenpost unregelmäßig und höchstens 6 x im Jahr verschickt. Deswegen war das jedes Mal ein großer Akt, einen Newsletter zu schreiben. Weil ich in den anderen Schreibbereichen die Lust und Kraft kennengelernt habe, die mir eine regelmäßige Struktur schenkt, habe ich beschlossen, dass auch mit meinem Newsletter so zu machen. Seit Juni 2020 verschicke ich jeden 12. eines Monats meinen Newsletter.
Das ist drin im Newsletter
Im Newsletter erzähle ich, was auf meinem Schreibtisch los ist, was ich gerade lese und empfehle. Meine Newsletter-Abonnent*innen wissen, was sich hinter meinem Geheimprojekt verbirgt und haben schon zwei Kurzgeschichten geschenkt bekommen. In jeden Newsletter suche ich vier schöne Blogbeiträge von meinem Blog aus und verlinke sie als Leseempfehlung. Wenn es etwas besonders zu berichten gibt, schicke ich einen Extranewsletter. Den ersten Extranewsletter habe ich zur Veröffentlichung dieses Jahresrückblicks verschickt.
Schöne Rückmeldungen von den Newsletter-Leser*innen
Ich bekomme oft schöne Rückmeldungen von den Newsletter-Leser*innen. Darüber freue ich mich voll und wenn ich meinen Newsletter schreibe, denke ich daran, dass sich meine Leser*innen über die Krimiautorinnenpost von mir freuen. Dann macht mir das Newsletterschreiben noch mehr Spaß als sowie so schon.
Den Newsletter abonnieren
Den nächsten Newsletter schreibe und verschicke ich am 12. Januar 2021. Trag dich hier ein und du bekommst auch Krimiautorinnenpost in dein E-Mail-Postfach.
Von 10 Minuten Einheit zu 10 Minuten Einheit: schreiben am zweiten Taval-Krimi
Der zweite Krimi mit meinen Privatdetektiv Jesper Taval sollte schon lange fertig sein. Den ersten Krimi „Taval und die nackte Katze“ gibt es immerhin schon seit Silvester 2016. Ich habe zwar am zweiten Buch weiter gearbeitet, aber fertig geworden ist der nicht.
Wieder mit dem Schreiben beginnen: überhaupt und am zweiten Taval-Krimi
Nachdem ich aus der Klinik wieder Zuhause war, wollte habe ich Anfang März meine Tastatur abgestaubt und bin an den Schreibtisch zurückgekehrt. Mein zweiter Taval-Krimi hat auf mich gewartet. Im Blogbeitrag Schreibtagebuch (4) oder der mißlungene Versuch, wieder eine hilfreiche Schreibstruktur zu etablieren erzähle ich dir von den ersten kreativen Ideen und dem vergeblichen Versuch wieder regelmäßig zu schreiben.
Täglich 10 Minuten, zum Ersten!
Nach dem Seminar im writers‘ studio habe ich dann glücklich Ende April wieder einen schönen Schreibrhythmus gefunden und Glitzerapfelsticker bekommen. Meine Konzentrations- und Arbeitszeit war zu der Zeit immer noch sehr begrenzt und das Projekt eine komplettes Buch zu schreiben, war einfach noch zu viel.
Meine Autorinfreundin Claudia hat auf Instagram etwas über kleine Schritte und Aufgaben in 10 Minuten Einheiten aufteilen gepostet. Das habe ich für meinen zweiten Taval-Krimi übernommen und mehr oder weniger regelmäßig jeden Werktag zehn Minuten an dem Krimi gearbeitet. Damit bin ich mit dem Buch ein bisschen voran gekommen und ich habe den Kontakt zu dem Projekt behalten.
Lust auf mehr: ambitionierter Septemberplan klappt nicht, aber …
Im September hatte ich dann plötzlich Lust auf mehr: Septemberpläne oder den zweiten Taval-Krimi fertig schreiben. Mir war klar, dass das sehr ambitioniert war und ich habe meinen Krimi auch nicht fertig geschrieben, aber ich bin ein gutes Stück mit der Geschichte voran gekommen.
Vor allen Dingen kenne ich die Personen aus dem zweiten Taval-Krimi richtig gut. Ich habe Personen-Collagen geklebt und das Krimipersonal vom zweiten Taval-Krimi hat Überraschungen für mich bereit gehalten. In einem Freewriting zu einer Personen-Collage lügt mich eine der Figuren schamlos an. Die Namen verrät mir das Krimipersonal immer noch nicht. Das war ein ganz harter Brocken den ich Ende September endlich gelöst bekommen habe: Mein Schreibtag ist durcheinander geraten oder die Figuren aus dem zweiten Taval-Krimi haben endlich Namen.
Seit Anfang September schreiben Claudia und ich uns werktäglich eine Check-In-Nachricht mit unsren Schreibplänen für den Tag um uns zu unterstützen. Das habe wir Anfang September verabredet: Autorinnengespräch mit Cappuccino on the rocks oder wir verabreden uns zum Schreiben. Für einen besonders herausvordernden Text haben wir uns auch schon zum gemeinsamen Schreiben auf Zoom getroffen.
Im September hatte ich mich mit meinen Schreibvorhaben ordentlich übernommen und dann im Oktober überhaupt nicht mehr am zweiten Krimi gearbeitet.
Täglich 10 Minuten, zum Zweiten!
Im November bin ich zu werktäglich zehn Minuten zurückgekehrt. Das hat nicht jeden Tag geklappt, aber auch da bin ich wieder ein Stück mit dem Buch vorangekommen. Im Dezember hat es wieder gar nicht geklappt.
Trotzdem geben mir die zehn Minuten Einheiten ein gutes Gefühl. Die Schwelle zum Anfangen ist niedrig, weil ich ja nur zehn Minuten vor mir habe und hinterher bin ich glücklich, weil ich die Geschichte weiter erzählt habe. Für 2021 steht auf meinem Plan wieder jeden Werktag zehn Minuten an meinem zweiten Taval-Krimi zu erzählen.
Exkurs: Detektiv-Webinar
Im September habe ich ein Detektiv-Webinar mitgemacht. Eine Stunde hat ein echter Privatdetektiv von seiner Arbeit erzählt. Ich hatte gehofft, er würde am Ende einen Online-Kurs mit einer Detektiv-Ausbildung anbieten. Den hätte ich natürlich gebucht. Alles Recherche!
Aber er hat mit dem Webinar neue Subunternehmer gesucht. Auch spannend. Ich habe kurz überlegt, ohne Corona-Zeit hätte ich mich vielleicht beworben.
Aber auch so habe ich ein paar Sachen gelernt, die ich für meine fiktiven Privatdetektiv*innen verwenden kann und ich habe eine Liste an möglichen Einsatzgebieten im Wirtschafts- und Privatbereich aufgeschrieben, die mir sicher noch die ein oder andere Inspiration liefern wird.
Mein Jahr in Zahlen
- geschriebene Kurzgeschichten: 34 (bis Jahresende werden es 35 sein)
- geschriebene Personal-Essays: 23
- vorgelesene Texte: 23
- geschriebene und veröffentlichte Blogbeiträge: 134
- verschickte Newsletter: 7
- Klavierstunden: 28
- gegangene Kilometer: 1385
- Medaillen: 1
- Therapiestunden: 50
- Antidepressiva: zwei verschiedene, eins 14 Tage, das andere seit 320 Tagen
- Writers‘ Club Zoom-Treffen: 30
Was wartet 2021 auf mich?
- Tolle Geschichten! Mein Kurzgeschichten Projekt: 52 Kurzgeschichten in 52 Wochen schreiben läuft noch bis Ende April 2021.
- Der zweite Taval-Krimi: fertig schreiben und veröffentlichen
- Die 52 Kurzgeschichten: übersetzen und veröffentlichen
- Writers‘ Club: montägliche Zoom-Treffen mit meiner tollen Schreibgruppe
- Die neue virtuelle Geh-Challenge: Lenght of the UK 1743 km in einem Jahr
- Die HändständChällenge und Liegestütze
- Mein Garten und meine Hängematte
- Die Covid19-Impfung
- Das Antidepressivum: ganz ausschleichen
- Gemeinsam schreiben oder CoWriting
- Mein Blog! (Am 1. Januar gibt’s den nächsten Post.)
Mein Wort für 2021: Kontinuität
8 Antworter auf Jahresrückblick 2020 oder Schritt für Schritt zur Gesundheit und zum Schreibreichtum