Der Plan war, wieder eine hilfreiche Schreibstruktur zu etablieren. Das hat so nicht geklappt. In diesem Blogbeitrag nehme ich dich mit in zwei Schreibwochen mit Aufs und Abs, einem Tageshighlight und einem müden Ende.
Montag 2. März 2020
Auf Instagram poste ich, dass ich noch nicht genau weiß, was ich heute schreiben werde: Taval 2 weiter? Einen Blogbeitrag? Heather weiter? Nichts? Als ich am Rechner sitze ist schnell klar, dass ich einen Blogbeitrag schreiben werde. Ich möchte mich sortieren und eine gewisse Verbindlichkeit für mich schaffen. Das wird eine der Herausforderungen für die nächste Zeit: Verbindlichkeit ohne Druck.
Den Beitrag schreiben, macht mir großen Spaß. Ich schreibe 20 Minuten länger als die mit mir verabredete Stunde. Den ausgedruckten Beitrag nehme ich mit ins Kopiton, um bei Cappuccino und Mandelhörnchen (mein Antidepressivum hat als Nebenwirkung vermehrten Hunger auf Kohlehydrate) Korrektur zu lesen und Überschriften einzufügen.
Montag Spätnachmittag falle ich erschöpft aufs Sofa. Ich habe Angst, dass ich mich übernommen habe und der nächste Tag deswegen Scheiße wird. Eine Freundin schreibt mir dazu: „Freu dich über das, was du heute geschafft hast.“ Kurz hadere ich damit, ob der Blogbeitrag nicht doch zu persönlich wird.
Dienstag 3. März 2020
Bis ich in Gang komme dauert es. Trotz Regen spaziere ich einmal um den Schrevenpark. Mein Kopf produziert Ideen und ich denke an die erste Szene im Taval 2, ohne dass ich wieder drin gelesen habe. Mir gefallen die Ideen. Vor allem gefällt mir, dass ich wieder Ideen habe. Mein Kopf und meine Kreativität sind wieder bei mir und beim Schreiben. Nach einem Cappuccino im Bakeliet sitze ich am Schreibtisch, füge Korrekturen und Überschriften in den Blogbeitrag „Tastatur abstauben und an den Schreibtisch zurückkehren“ ein und drücke auf veröffentlichen. Danach mache ich eine kurze Pause und lockere meine Schultern.
Ich schaue in den Taval 2 Manuskript-Ordner und auf den Szenenplan. Meine ursprüngliche erste Szene war auch schon gut. Ich notiere kurz die Ideen, die ich im Park hatte. Sie sind eine interessantere Variante eines Aspekts, den ich schon in meinem Krimi drin hatte. Die Idee, mit dem Manuskriptordner zu starten, war auch eine gute. Dafür werde ich mir die nächsten Tage Zeit nehmen, denn meine Arbeitszeit für heute ist um. Ich bin wieder sehr erschöpft und mache einen Mittagsschlaf.
Mittwoch 4. März 2020
Auf dem Wochenmarkt kaufe ich Schreibtischtulpen. Mehr wollte ich heute wegen Erschöpfung schreibmäßig nicht machen. Nachmittags habe ich dann doch Lust und gehe an den Schreibtisch. Den Timer stelle ich auf 15 Minuten. Zuerst versuche ich im Szenenplan zu lesen, dann lese ich im Taval-Manuskript. Ich kann mich nicht auf die größeren Zusammenhänge konzentrieren. Ich bemerke, dass schon viele gute Ideen dort stehen. Aber so wirklich interessiert mich das heute nicht. Eine Minute bevor der Timer geklingelt hätte, mache ich Schluss.
Donnerstag 5. März 2020
Nix mit Schreiben
Freitag 6. März 2020
Ich stelle die Tulpen auf den Schreibtisch und mache Schreibtischtulpen aus ihnen. Mehr Schreibtisch ist auch heute nicht.
Wochenende
Am Sonntag sehe ich im Ex-Liebling einen Mann, der mir als Taval gefällt. Als ein Taval, der er vier Jahre nach Taval und die nackte Katze, sein könnte. Ich mache mir Notizen auf meinem Handy dazu.
Montag 9. März 2020
Nach einer Runde um den Schrevenpark, einem Cappuccino und ein bisschen Zeitungslektüre im Loppo-Café, setzte ich mich an den Schreibtisch. Ich notiere die neuen Gedanken zu Taval 2. Irgendwie klingt das Ganze dynamischer als die Geschichte vorher. Mal sehen, was sich entwickelt. Dann schreibe ich in dieses Schreibtagebuch. Ich fühle mich gut und freue mich, morgen weiter an Taval 2 schreiben zu können.
Nachmittags gehe ich durch die Straßen von Kiel und das Fenster vom Kunstraum B lockt mich an. „Soll ich Ihnen aufschließen?“ fragt mich ein Mann als ich neugierig durch die Glastür schaue. Dann hat mir Vladimir Sitnikov seine Ausstellung gezeigt. Die Portraits und Figuren hat er auf Kassenzettel gezeichnet. Mein Tageshighlight.
Dienstag 10. März 2020
Doch nicht an den Schreibtisch.
Mittwoch 11. März 2020
Die Sonne scheint und schenkt sogar ein bisschen Wärme. Ich schenke mir den Schrevenparkspaziergang. Dafür kugel ich morgens über den Fußboden und später gehe ich auf den Wochenmarkt. Ich vergesse, Tulpen zu kaufen. Den Nachmittag verbringe ich Twitter lesend auf dem Sofa. Dann Spätnachmittag an den Schreibtisch. Zuerst sogar noch mit Sonne auf den Händen.
Erste Szene vom Taval 2 neu geschrieben. Das hat Spaß gemacht. Meine innere Kritikerin nölt, die Szene sei überflüssig. Das ist mir heute fast egal. Ich würde gerne weiter machen, fühle aber, dass ich mir damit zu viel Druck mache.
Eigentlich wollte ich ja auch zuerst das Manuskript lesen, bevor ich irgendwie weiter schreibe. Beim ersten Taval-Krimi bin ich zum Lesen der einzelnen Entwürfe immer in ein Café gegangen. Das werde ich morgen mit Taval 2 ausprobieren.
Donnerstag 12. März 2020
Ich schaffe nur einen halben Tag Fotos für 12von12 im März zu machen und beschließe trotzdem zu veröffentlichen. Das mache ich sehr müde abends noch.
Freitag 13. März 2020
Nix mit Schreibtisch. Ich bin sehr müde.
Fazit
Die Tageseinträge habe ich an den jeweiligen Tagen oder einen Tag später gemacht. Dieses Fazit schreibe ich am 3. April. Solange hat es gedauert, bis ich wieder an den Schreibtisch gegangen bin. Mein erster Versuch, wieder eine hilfreiche Schreibstruktur zu etablieren, hat so nicht geklappt. Ich habe gemerkt, dass ich Lust hatte, neuen Text zu schreiben. Ich hatte keine Lust zu überarbeiten und dazu hat mir auch die Konzentration gefehlt. Und ich bin sehr sehr müde geworden vom Schreiben. Dann habe ich es zunächst gelassen und mich nur um mich gekümmert.
Das war eine gute Entscheidung, denn irgendwie habe ich irgendwann zart wieder angefangen, eine Sache habe ich die ganze Zeit geschrieben und neue Pläne für das Zurückkehren in einen Schreiballtag habe ich auch. Darüber erzähle ich dir im nächsten Blogbeitrag.