Heute habe ich im Zeitungsladen Material für die Personen-Collagen für den zweiten Taval-Krimi gekauft. Ich habe an den Krimi gedacht und mir Zeitschriften ausgesucht: einen Spiegel, einen Stern, eine Bunte, eine Gala, ein Business-Punk, eine Glamour, eine Brigitte und ein Salon. Beim Bezahlen hat die junge Frau ganz trocken norddeutsch festgestellt: „Da hast du dir ja was vorgenommen für heute“. Hatte ich. Was sehr Schönes, auf das ich mich den ganzen Tag gefreut habe.
Abends habe ich mich an den großen Esstisch gesetzt, meinen Collagen-Block mit dem 20 x 20 cm Papier, Schere, Klebestift, Bleistift und dem Stapel Zeitschriften. Ich habe mir ein Blatt Papier abgerissen und einen 9 x 17 cm hochkant Rahmen mit Bleistift darauf gemalt. Darin wollte ich die Personen-Collage kleben. Meine Vorstellung war, ich würde eine Person nach der anderen kleben. Aber so geht Kreativität nicht.
Ich habe mich in Gedanken wieder auf den zweiten Taval-Krimi eingestimmt und angefangen in den Zeitschriften zu blättern und Bilder auszuschneiden. Nach ungefähr 10 Minuten habe ich noch vier Blätter von meinem Block abgerissen und Rahmen darauf gemalt. Dann habe ich weiter Bilder gesucht und fünf Personen-Collagen parallel gestaltet. Dabei habe ich auf jeweils zwei Personen-Collagen Bilderteile des gleichen Bildes geklebt und so Zusammenhänge zwischen den Figuren geschaffen, die mir bisher noch nicht bewusst waren.
Die Personen haben Eigenschaften bekommen, von denen ich bisher auch noch nichts wusste. Eine Frau liest gerne Horoskope, ein Mann isst gerne Schinkenbrot. Das sind Eigenschaften, die die Personen ein bisschen lebendiger machen. Das hat dem Personal des zweiten Taval-Krimis ganz eindeutig gefehlt bisher.
Bei zwei der Personen weiß ich ganz genau, wer das ist und was ihre Rolle im Krimi ist. Aus einem Mann sind mit den Collagen zwei Männer geworden. Das erklärt für mich, warum der Mann sich bisher unstimmig angefühlt hat. Aber logisch bin ich da zu keiner Lösung gekommen. Dann ist noch ein Mann mit einer Collage aufgetaucht, zu dem ich noch keine Ahnung habe, wer das eigentlich ist und was seine Rolle in dem Krimi sein wird. Aber das wird er mir in den nächsten Tagen selber verraten.
Jetzt sitze ich an meinem Schreibtisch und habe die fünf Personen-Collagen um mich herum aufgestellt. Wahrscheinlich werde ich sie morgen an einer Leine über meinem Schreibtisch oder an der Wand aufhängen. Dann werde ich zuerst mit jeder und jedem einzeln reden.
Vielleicht werde ich wirklich mit ihnen sprechen und das Gespräch mit dem Handy aufnehmen. Das Sprechen und dabei dokumentieren schlägt Ingrid Werner in ihrem Buch CharakterCards vor. In dem Buch macht sie auch Vorschläge zu den Themen der Befragung.
Mein Gefühl heute ist eher, dass ich zu jeder Personen-Collage zuerst ein Freewriting mit Füller und Notizbuch mache, um ganz frei anzufangen und zu schauen, wo mich das hinführt. Da folge ich eher Johanna Vedral und ihrem Collage Dream Writing. Mit der Methode habe ich vor zwei Wochen eine Kurzgeschichte geschrieben.
Beim Kleben der Personen-Collagen bin ich schon sehr neugierig auf die Personen geworden. An einigen Stellen habe ich ziemlich geheimnisvolle Sachen geklebt. Mein Verstand hat zwar schon versucht herauszufinden, was sie bedeuten sollen, aber der läuft da grad ins Leere.
Ich freu mich aufs Arbeiten mit den Personen-Collagen. Die geben mir das Versprechen, dass ich mich beim Schreiben selber überraschen werde. Das mag ich!