Heute habe ich mich mit Claudia, einer Autorenkollegin, getroffen. Wir sitzen uns auf der Terrasse vom Mamajun in Kiel gegenüber. Unser Treffen fühlt sich vertraut und fremd zugleich an. Vertraut, weil wir uns seit vier Monaten fast jeden Montag mit zwei weiteren Autorinnen getroffen haben, uns Texte vorgelesen haben und uns friendly feedback gegeben haben. Fremd, weil wir uns bisher nur online über Zoom getroffen haben.
Heute treffen wir uns also zum ersten Mal ganz in echt. Wir haben Cappuccino auf Eis getrunken, sind acht Kilometer spazieren gegangen, haben gelacht und geredet. Viel geredet. Ganz viel geredet. Über das Autorinnensein, das Schreiben, die Geschichten, das Leben, die Kreativität, das kreative Leben, den Feminismus, den ganzen Rest und wieder übers Schreiben und die Geschichten. Wir wollten auch noch zusammen schreiben, das haben wir heute nicht gemacht. Aber wir haben uns zum Schreiben verabredet.
Claudia wird ihren ersten Roman schreiben, ich werde meinen zweiten Taval-Krimi schreiben und wir werden uns dabei gegenseitig unterstützen. Wir haben dazu eine Startvereinbarung getroffen: Wir treffen uns werktäglich am Schreibtisch. Jede natürlich an ihrem eigenen Schreibtisch. Wir starten zwischen 10.00 Uhr und 10.30 Uhr und schicken der anderen eine Nachricht, dass wir am Schreibtisch sitzen und arbeiten. Morgen geht es los.
Dann haben wir noch eine Sondervereinbarung. Wenn es irgendwo in der Geschichte oder beim Schreiben hakt, können wir kurz (5-10 Minuten) telefonieren und fokussiert über den entsprechenden Punkt sprechen. Dann schreibt jede wieder an ihrem Text weiter.
Ich freue mich sehr, dass wir so eine schöne Verabredung zum gemeinsamen Schreiben getroffen haben. Wir werden ausprobieren, wie uns das gefällt, wie gut es funktioniert und unsere Verabredung anpassen, wenn sich andere Bedürfnisse ergeben.
Für mich ist das ein neuer Einstig in ein großes Schreibprojekt. Noch letztes Jahr hätte für mich die Ansage, ich schreibe meinen Krimi im September fertig, bedeutet, dass ich vom ersten Tag des Monats an so viel wordcount wie möglich gemacht hätte und keine Zeit für andere Dinge gehabt hätte. Diesmal ist der Einstieg viel sanfter, mehr an mir und meinen Bedürfnissen orientiert.
Als ich meinen ersten Krimi „Taval und die nackte Katze“ geschrieben habe, habe ich wochenlang 8 bis 10 Stunden am Schreibtisch gesessen. Ich bin tagelang nicht raus gegangen und habe mich gewundert, warum das Schreiben immer mühsamer und ich immer unproduktiver wurde. Als ich den Krimi an meine Lektorin geschickt habe, habe ich mich nicht etwa gefreut, sondern ich war leer und unglücklich, weil ich den Sommer nicht in meinem Garten gewesen war.
Ich wusste trotzdem, dass ich noch viel mehr Bücher schreiben will, aber so wollte ich das auf keinen Fall nochmal machen. Dann bin ich aber immer wieder in die Leistungs- und Produktivitätsfalle getappt. Jetzt habe ich hoffentlich genug gelernt und genug gute Gewohnheiten entwickelt, dass ich entweder gar nicht wieder in diese Falle tappe oder es rechtzeitig bemerke und dann den Kurs ändere.
Das Paradoxe ist gerade, dass ich zur Zeit mehr schreibe als jemals zuvor. Dass das Schreiben leichter geht als jemals zuvor. Dass das Schreiben mehr Spaß macht, als jemals zuvor. Und das alles ohne Druck und Leistungsgedanken. Das ist wahrscheinlich das Geheimnis daran. So schreibe ich bestimmt noch einen ganzen Stapel Bücher.
Also jetzt schreibe ich erst mal Schritt für Schritt den zweiten Taval-Krimi. Für den nächsten Schritt bin ich morgen früh zum Schreiben verabredet. Das wird schön!