Heute brauchte ich Anregung und Ruhe auf meinem Spaziergang, um später an meinem Schreibtisch sitzen zu können. Also bin ich nicht wie gewohnt mit einer ruhigen Runde um den Block gestartet, sondern ich bin ein Stück den belebten Knooper Weg entlang gegangen. Ich nehme dich mit zur Kirchentür und auf den Kirchenrasen, ans Krimischaufenster des Antiquariats, in Kieler Hinterhöfe, zu den Schaufenstern des Antiquitätenladens und an den Schreventeich.
Graue Wolken, graue Stimmung
Als ich mit meinem Spaziergang starte hängen graue Regenwolken über dem Exer. Die entsprechen genau meiner Stimmung. Dem Typen mit seinen zwei ultra lauten Auspuffrohren hätte ich gerne in die BMW-Tür getreten.
Wahrscheinlich hätte ich mir in meinen Barfußschuhen dabei nen Zeh gebrochen. Dafür werde ich nachher noch an meiner Kurzgeschichte schreiben, in der Anneliese gerne Herbert mit einem Knebel aus benutzten Tampons ersticken würde. Sie weiß aber noch nicht, wie sie das hinkriegen soll.
Kirchentür und Kirchenrasen
Ein Schild an der Kirchentür der Jacobi-Kirche zieht mich an. Darauf steht, dass die offenen Kirche urlaubsbedingt schließt, Gottesdienste trotzdem stattfinden und sie um Verständnis bitten. Das ist mir egal, aber mir gefällt der runde Beschlag an der Kirchentür.
Im Rasen der Kirche blühen Gänseblümchen. Auf dem Rasen unter einer Holz-Bank, die durch einen Flohmarkt finanziert wurde, liegt eine leere Flasche Hugo, daneben vier kleine braune Verdauungsschnapsflaschen.
Geschichtentitel bilden im Krimischaufenster
„Bitte halten sie Abstand“, sagt die Tür vom Antiquariat. Aber gerne doch. Seit Corona meide ich Geschäfte und ich habe noch einen großen Stapel ungelesener Bücher Zuhause.
Trotzdem drücke ich mir die Nase am Schaufenster mit den Krimis platt. Ich mag gern neue Titel für Geschichten aus den Vorhandenen bilden: „Die Häupter der träumenden Bücher“, „Der Schlüssel zum achtsamen Morden“, „Böse Schatten in der Bibliothek“, „Schmerzensgeld der Glücksreisenden“, „Tod im Turm“, „Die Frau und der Schutzengel“, „Der Kartenengel“, „Dunkles Schmerzensgeld“.
Hinterhöfe anschauen
Während ich unter dem Dachüberstand des Antiquariats gestanden habe, hat es angefangen zu regnen. Zum Glück nur ein kleines bisschen und ich gehe weiter die Straße entlang.
Ich gehe von Hinterhofeinfahrt zu Hinterhofeinfahrt und schaue mir aus dem Trockenen die Hinterhöfe genauer an. In vielen war ich noch nie. Besonders schön sind sie nicht. Ich überlege, ob ich Taval im zweiten Band über Hinterhöfe jagen soll. Vielleicht ist das ein Klischee, aber mir gefällt die Idee.
Sehnsuchstort Antiquitätenladenschaufenster
Dann hat es schon wieder aufgehört zu regnen, ich geh bis zum Antiquitätenladen und schaue sehnsuchtsvoll in die Schaufenster. Nicht weil ich die Dinge kaufen möchte, sondern weil sie mich an meine Oma erinnern. Und weil ich gerne eine oder mehrere Geschichten mit dem alten Globus oder den Kasperköpfen erzählen möchte. Noch ist es nicht so weit. Die Ideen scheinen noch reifen zu müssen oder ich möchte meinen Sehnsuchtsort nicht verlieren. Die Köpfe vom Verkehrskrokodil gibt es übrigens nicht mehr oder nur ganz selten, weil die immer so schnell kaputt gegangen sind. Das habe ich gehört, als ich mal in dem Laden war.
Ruhe am Schreventeich
Das war genug Anregung für heute. Ich biege direkt Richtung Schrevenpark ab und schon in der Seitenstraße ist es viel ruhiger als auf dem stark befahrenen Knooper Weg. Im Schrevenpark setzte ich mich auf eine Bank am Schreventeich. Dort ist es angenehm ruhig und der Himmel zeigt auch wieder ein bisschen blau.
Ich schaue ganz lange auf die kleinen Wellen auf dem Schreventeich und werde immer ruhiger. Irgendwann nehme ich mein Notizbuch aus der Tasche und beginne Parkbeobachtungen aufzuschreiben. Die kannst du morgen hier im Blog lesen.
Welche Schaufenster schaust du gern an?