Mit meinem Laptop sitze ich vor meinem Lieblingscafé und schreibe keinen Blogbeitrag. Geplant hatte ich, über die Entstehung meines Kurzkrimis „Der Strohfigurenmord“, der am 7. Oktober 2023 in der Anthologie „Heu und Stroh – Mord(s)geschichten“ veröffentlicht wird, zu bloggen. Und dann sitze ich zur mit mir verabredeten Schreibzeit da und starre auf den leeren Bildschirm.
In meinen Notizen habe ich irgendwo eine Struktur für den Blogbeitrag über die Krimikurzgeschichte. Ich lese mich durch verschiedene Dokumente auf meinem Laptop, finde schließlich die gute Gliederung und schreibe dennoch nicht dazu. Mein Gehirn ist zu vernebelt, ich bin zu angespannt, der Blogbeitrag ist mir extrem wichtig und ich lege die Latte sehr hoch.
Dann blogge ich eben über etwas anderes, denke ich. Allein, mir fällt nichts ein. Ich stöbere durch meine Notizen in meinem Telefon und in meinem Notizbuch. An Ideen fehlt es nicht. Aber ich kann oder will mich nicht entscheiden. Ich beschließe eine Runde um den Schrevenpark zu gehen, die Gedanke schweifen zu lassen und den Kopf frei zu bekommen.
Der Spaziergang hat nicht gereicht. Ich bin immer noch angespannt. Will unbedingt etwas Substanzielles bloggen. Zuhause räume ich ein bisschen herum, nehme Wäsche ab und lege sie zusammen. Dabei überlege ich, was ich in dem Jahr, indem ich fast täglich gebloggt habe, in diesem Fall geschrieben hätte.
Ich hätte über genau diese Situation gebloggt: Das Thema, das ich mir vorgenommen habe, will ich nicht bloggen und für etwas anderes kann ich mich nicht entscheiden. Der Gedanke ruft sofort die innere Kritikerin auf den Plan: Das kannst du nicht machen. Du hast dich im Schreiben und als Krimiautorin inzwischen weiter entwickelt. Das geht auf keinen Fall. Aha, denke ich.
Während ich ein T-Shirt nach dem anderen zusammen lege, fällt mir der Blogbeitrag „Das nächste große Ding“ von Anna Koschinski ein, indem sie über zu hohe Ansprüche und seichte Texte schreibt. Ich mag auch seichte Texte. Ich mag einfach unterhalten werden. Ich mag darüber lesen, dass jemand anderes auch mal struggelt.
Mit diesen Gedanken setze ich mich an den Schreibtisch und setze mir die Kopfhörer auf, um „Follow the sun“ von Xavier Rudd, meine Blogmusik, zu hören. Dabei fällt mir auf, dass ich diese musikalische Unterstützung für mein Gehirn im Café heute glatt vergessen hatte. Ich habe es mir maximal schwer gemacht.
Bevor ich endgültig anfange zu bloggen, prokrastiniere ich noch kurz in meinem E-Mail-Postfach. Dort hat mir das Universum eine E-Mail von der Bloggerin Judith Peters hinterlassen, die ihre E-Mails stets mit „Blog like nobody’s reading!“ beendet. Das nehme ich als weitere Aufforderung wirklich diesen Blogbeitrag zu schreiben. Sofort fällt mir ein, dass auch mein amerikanischer Schreiblehrer gestern „Write only for yourself“ gebloggt hat.
Genau das habe ich jetzt getan und es hat mir Spaß gemacht. Morgen werde ich den Blogbeitrag über die Entstehung der Krimikurzgeschichte schreiben. Morgen werde ich auch wieder meine Kopfhörer mit ins Café nehmen und mich mit meiner Blogmusik unterstützen. Vorher werde ich entspannt Kaffee trinken und den Traumvogel der Langeweile treffen. Der hilft mir ungemein beim Kreativsein und ich habe ihn lange nicht mehr getroffen.