In der Mailingliste der Mörderischen Schwestern fragte eine Schwester im Spätsommer 2021 nach dem Unterschied von Heu und Stroh. Sehr schnell, wie es in der Gruppe üblich ist, hatte eine andere Schwester eine fachliche Antwort geschrieben. Dazu kamen Anekdoten und Geschichten zu Heu und Stroh und eine Schwester fand, das wäre ein tolles Thema für eine Kurzkrimianthologie.
Mitschreiberinnen waren schnell gefunden und im November 2021 erklärten sich zwei Schwestern bereit, als Herausgeberinnen zu fungieren. Die beiden baten alle Beteiligten, bis zum Ende des Jahres ein Exposé zu unseren Kurzgeschichten abzugeben.
Das war für mich neu. Ein Exposé für eine Kurzgeschichte hatte ich bis dahin noch nicht geschrieben. Die äußere Form hatten die Herausgeberinnen vorgegeben; zum Inhalt unserer Krimikurzgeschichte sollten wir eine handvoll Sätze schreiben.
Das war für mich eine Herausforderung, denn ich hatte bis dato meine Krimikurzgeschichten ohne vorher zu plotten einfach so ins Blaue hinein geschrieben. Dann mache ich das für diese Kurzgeschichte einfach auch, habe ich mir gedacht und schreibe das Expośe hinterher.
Ich fing an zu schreiben und bin über einen Anfang nicht hinausgekommen. Allerdings haben sich mir die beiden Hauptpersonen der Geschichte in dem ersten Absatz gezeigt. Als nächsten Schritt habe ich ein Freewriting zum Thema „Heu und Stroh“ gemacht. Das war für mich autobiografisch interessant, für die Geschichte hat eine Figur meine Haltung gegenüber dem Leben auf dem Land bekommen.
Um tiefer in das Thema Heu und Stroh und Landwirtschaft einzusteigen, habe ich mich mit einer Bekannten getroffen, die in der Landwirtschaft arbeitet und Krimifan ist. Kennengelernt hatten wir uns vor Jahren auf einem Business-Event bei dem sie erzählte, sie sei staatlich legitimierte Killerin. Was insoweit stimmt, dass sie Pflanzenschutzmittel einsetzen darf und dafür einen Schein erworben hat. Aber ich schweife ab.
Neben ganz viel was die Expertin mir erzählt hat, hatte sie mir auch zwei Seiten aus dem schleswig-holsteinischen Bauernblatt mitgebracht. Daraus habe ich gelernt, dass es einen jährlichen Strohfiguren-Wettbewerb gibt und in einem Austragungsjahr einige Figuren zum Thema „Me too“ erstellt worden waren.
Somit hatte ich eine Menge Informationen gesammelt und einige Ideensamen gelegt, aber einen Plot geschweige denn eine Geschichte hatte ich immer noch nicht. Die Abgabefrist für das Exposé rückte in bedrohliche Nähe, deswegen habe ich meine Ideen mit einer Schreibfreundin besprochen. Plötzlich lag der Plot vor mir.
Exposé geschrieben, abgeschickt und die Geschichte beiseitegelegt, schließlich hatte ich noch lange sechs Monate Zeit, um die Kurzgeschichte zu schreiben. Aufgeschrieben habe ich sie in fünf aufeinanderfolgenden heißen Sommernachmittagen kurz vor Ende der Abgabefrist im Juni 2022 draußen vor meinem Lieblingscafé.
Während des Schreibens lag die Anthologie „Tatort Nord“ neben meinem Laptop auf dem Tisch, weil es mich stolz und glücklich gemacht hat, dass einen Monat vorher eine Krimikurzgeschichte von mir in der Anthologie veröffentlicht worden war und mir das Buch neben mir ein gutes Gefühl beim Schreiben gegeben hat.
Kurz vor den fünf Schreibtagen hatte ich mit meiner Stimmcoachin über die Farbe, das Gefühl, die Stimme und die Stimmung der Kurzgeschichte gesprochen. Wobei gesprochen zu verkopft klingt für den Prozess, durch den mich meine Coachin geleitet hat. Sie hat mir Fragen gestellt, ich bin immer tiefer in das Energiefeld der Geschichte eingetaucht und habe mich auf den Kurzkrimi eingestimmt.
Zufrieden und erfüllt habe ich die Geschichte an die Herausgeberinnen geschickt. Anfang 2023 hatten die beiden einen Verlag gefunden und ab August ging alles Schlag auf Schlag: Lektorat, Druckfahne, Druck und in einer Woche am 7. Oktober 2023 wird meine Krimikurzgeschichte „Der Strohfigurenmord“ in der Anthologie „Heu und Stroh – Mord(s)geschichten“ im pmlakemann-Verlag veröffentlicht.
Eine Antwort auf Die lange Entstehungsgeschichte meines Kurzkrimis „Der Strohfigurenmord“