Irgendwie war sie mir abhandengekommen, die Kontrolle über meine Schreibzeit. Zuerst habe ich nicht mal gewusst, dass es die Kontrolle über meine Schreibzeit war, die mir gefehlt hat. Das habe ich erst in diesem Blogbeitrag von Dean Wesley Smith gelesen und gemerkt, genau das ist mir auch passiert.
Ich habe natürlich gemerkt, dass ich außer meinen Morgenseiten nur sehr wenig geschrieben habe. Ich hatte gedacht, das läge an dem Chaos in meinem Kopf, in dem so viele Ideen, Verpflichtungen und Vorhaben durcheinander geschlungen waren, wie auf dem Bild zu diesem Blogbeitrag.
Zuerst habe ich alle diese Ideen, Verpflichtungen und Vorhaben auf Moderationskarten geschrieben und auf dem Fußboden ausgelegt. Einen ganzen Nachmittag lang ist die Moderationskartenlandschaft gewachsen. Am Abend hatte ich alles aufgeschrieben und sortiert. Das hat sich schon mal gut angefühlt und einen Teil meines Gehirnknäuls entwirrt. Mehr als meine Morgenseiten habe ich danach immer noch nicht geschrieben.
Dann habe ich meinen Blogbeitrag „Monatsrückblick Juni 2021 oder ein schöner Schreib- und Lebensmonat“ geschrieben und bemerkt, dass ich sehr wohl mehr als meine Morgenseiten geschrieben hatte. Durch den Monatsrückblick habe ich mich wieder ein Stück sortierter gefühlt. Und als ein Ziel für Juli notiert: das Schreibprojekt-Chaos in meinem Kopf entwirren, mich für ein Schreibprojekt entscheiden und regelmäßig daran schreiben.
Das Schreibprojekt-Chaos in meinem Kopf habe ich mit einem Zettel auf meinem Schreibtisch entwirrt. Ich habe eine Liste angefangen, mit allen Schreibprojekten, die in meinem Kopf herumgeschwirrt sind. Und diese Liste habe ich über ein paar Tage immer weiter ergänzt.
Dann wusste ich immer noch nicht, mit welchen Schreibprojekt ich anfangen wollte. Aber mein Unterbewusstsein wusste das scheinbar sehr genau, denn ich habe mich mit meiner Schreibfreundin Claudia zu einem Zoom-Treffen verabredet, bei dem wir uns unseren steckengebliebenen Schreibprojekten widmen wollten. Ich habe einen Workshop mit Fragen zu unseren steckengebliebenen Schreibprojekten vorbereitet und mein einziges steckengebliebenes Schreibprojekt mitgebracht.
Bei unserem Zoom-Treffen bin ich mir mit den Fragen auf die Spur gekommen, warum das Schreibprojekt stecken geblieben ist. Ich hatte schlicht und ergreifend Angst, es weiter zu schreiben. Mein Plan war und ist, diese Angst zu berücksichtigen, aber nicht die Oberhand gewinnen zu lassen. Und am Ende unseres Zoom-Treffens haben wir uns erzählt, wie wir mit dem steckengebliebenen Schreibprojekt weiter arbeiten wollen. Damit war klar, mit welchen Schreibprojekt ich die nächste Zeit verbringen werde: dem zweiten Taval-Krimi.
Mein Plan war: Alles zum zweiten Taval-Krimi raussuchen, was ich bisher dazu geschrieben habe und mich langsam wieder annähern, indem ich in den vorhandenen Texten lese. Ich habe alles rausgesucht und zwei Anläufe gestartet, um in meinem Taval-Ordner zu lesen. Letzten Freitag bin ich über den Klappentext nicht hinaus gekommen.
Für heute habe ich mir wieder einen Schreibplan gemacht und an meine Arbeitsrituale angeknüpft, die ich gepflegt habe, um Kontrolle über meine Schreibzeit zu haben: einen klaren Schreibplan machen, den Schreibplan mit Claudia per Textnachricht teilen und in den Instagram-Storys erzählen, was meine Schreibvorhaben für heute sind.
Das hat für vier von fünf Schreibvorhaben geklappt wie geplant. Nur das Lesen der Texte des zweiten Taval-Krimis hat wieder nicht geklappt. Dafür hat sich ein Gedanke in meinen Kopf gedrängelt, den ich zuerst nicht hören wollte. Deswegen habe ich ganz schnell ein Freewriting dazu gemacht. Das Freewriting hat den Gedanken bestätigt. Ich habe bisher den zweiten Taval-Krimi kontrollierend aus meinen Verstand geschrieben und nicht fließend aus dem kreativen Teil meines Gehirns.
Im Freewriting hat sich der kreative Teil meines Gehirns gewünscht, dass ich den zweiten Taval-Krimi einfach nochmal anfange. Also nochmal von vorne los schreibe. Aus dem kreativen Teil meines Gehirns. Das macht meinem kontrollierenden Verstand noch mehr Angst. Allerdings habe ich fast alle meine Kurzgeschichten aus dem 52 Kurzgeschichten-Projekt aus dem kreativen Teil meines Gehirns und nicht aus dem kontrollierenden Verstand geschrieben. Das hat großen Spaß gemacht. Das war toll. Das ist mir gelungen.