Nach dem sehr späten Frühstück bin ich aufgesprungen und nach draußen gestürmt, weil ich noch schnell Freunde treffen wollte, die ich auf dem Wochenmarkt vermutete. Wenn die Wochenmarktsirene noch heulen würde, hätte sie das getan, in dem Moment, als ich die Straße überqueren wollte. Nicht meinetwegen, sondern um das Ende des Marktes anzukündigen.
Meinen Freunden bin ich direkt in die Arme gelaufen. Bildlich gesprochen. In echt geht das ja gerade nicht, da haben wir Abstand gehalten. Trotzdem hat sich ein schönes Gespräch entsponnen. Nachdem ich erzählt hatte, dass ich angefangen habe die Dokumentation „Expedition Arktis – Ein Jahr. Ein Schiff. Im Eis.“ zu gucken, haben wir uns über Polarexpeditionen ausgetauscht.
Nein, keiner von uns hat schon an einer solchen teilgenommen, aber Bücher und Berichte gelesen haben wir schon darüber. Meine Freundin hat sogar eine Vorlesung zu Polarexpeditionen besucht. Und ich habe in Hobart in Tasmanien mal eine Ausstellung über Südpolexpeditionen angesehen.
Zuhause habe ich dann in meinem Reisetagebuch gestöbert und war enttäuscht über meinen kurzen Eintrag zu der Ausstellung: „Montag 3. April 2000. Been to the Antarctic Adventure on Salamanca Square – quite interesting – very geographical and educational.“
Heute hätte ich gerne genau gewusst, was mir damals gefallen hat und welche Gefühle die Ausstellung in mir ausgelöst hat. Ich google nach der Ausstellung, weil ich hoffe, dass Bilder in mir Erinnerungen auslösen. Aber die Ausstellung gibt es schon seit vielen Jahren nicht mehr und auch keine Bilder im Netz. Damit weiß ich nur, dass ich schon lange eine Faszination für Polarexpeditionen habe.
Heute mache ich keine Polarexpedition, sondern drehe meine Runden um den Schrevenpark. Eine außen herum, eine innen herum. Es ist immer noch ungewöhnlich warm für die Jahreszeit. Die Blätter leuchten gelb und in versteckten Winkeln leuchten rote Beeren.
Mit einem Tee setze ich mich an den Schreibtisch und bearbeite eine Anfrage meiner Krankenkasse. Die meiste Zeit nimmt das Verkleinern eines PDFs in Anspruch. Ein gescanntes Dokument war viel zu groß zum Verschicken. Dann hat’s gepasst und die Krankenkassensache war erledigt. Als nächste administrative Aufgabe wartet meine Steuererklärung.
Die musste heute aber noch warten, weil ich einen tollen neuen Kurzgeschichten-Band in der Post hatte. „Cutting Edge. New Stories of Mystery and Crime by Women Writers“ herausgegeben von Joyce Carol Oates. Nachdem ich das Vorwort über Female Noir gelesen hatte, musste ich gleich die Geschichte „Firetown“ von Aimee Bender lesen. In der Geschichte ermittelt eine Privatdetektivin in Los Angeles.
Danach habe ich an meiner wöchentlichen Kurzgeschichte weiter geschrieben. Ich hatte gestern schon angefangen. Das Stichwort für die Geschichte diese Woche ist „endurance“. Meine Geschichte erzählt von Jana, die in ihren 50 Jahren auf dieser Welt schon viel Scheiße ausgehalten hat und jetzt das Leben fickt. Sie ersticht Männer, die … . Das kannst du dann wahrscheinlich irgendwann in meiner Kurzgeschichtensammlung lesen.
Jetzt räume ich noch ein bisschen auf meinem Schreibtisch und um meinen Schreibtisch herum auf. Die Frau, die immer überall Stapel hinterlässt, war schon wieder da und irgendwie fühle ich mich in dem Gewühl gerade nicht mehr wohl. Und morgen freue ich mich dann über einen aufgeräumten Arbeitsplatz.
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