Elf Frauen sind wir in der Schreibnacht mit dem Titel „Frauen.Macht“. Wir werden Oden an wirkmächtige bzw. für uns persönlich wichtige Frauen verfassen und nebenbei unsere eigenen Schreibstimmen stärken. Eigentlich wollte ich über Simone de Beauvoir schreiben, aber weiß ich genug über diese großartige Philosophin?
Mit diesen Gedanken starte ich in die Schreibnacht. Der Titel Frauenmacht ist einer 52-teiliegen Serie im ORF entliehen, in der jeden Tag eine Frau vorgestellt wurde. Die Serie hatte Monika Piber, die Leiterin der Schreibnacht gesehen, während sie feministische Essays gelesen hatte. Weil es Schreibnacht und nicht Sprechnacht heißt, legen wir gleich mit einem Freewriting los.
Aus meinem Freewriting: Ich merke, ich habe Lust einen wertschätzenden Text über eine Frau zu schreiben. Heute muss es gar keine berühmte Frau sein, sondern vielleicht eine Freundin von mir. Ich möchte sowieso noch wertschätzender mit Menschen kommunizieren und schreiben. Ode klingt für mich förmlich und wichtig. Ich habe Lust einen wichtigen Text zu schreiben. Und ich habe große Lust einen Abend lang einfach mal nach Anleitung zu schreiben.
Nach einer kurzen Vorstellungsrunde macht jede ein Cluster zum Thema Macht. Ein Strang in meinem Cluster ist Macht-Machtinstrument-Füller. Danach machen wir ein Freewriting zum selben Thema. Ich bin erstaunt, dass ich auf sonst ganz tief in mir verborgene Gedanken zum Thema Macht und Frauen stoße, die mir gar nicht gefallen: Macht macht Frauen hässlich, Frauen sollten nicht nach Macht streben usw. Ich bin erstaunt, aber froh, dass die (misogynen) Gedanken sich zeigen. Dann weiß ich, was da im gar nicht mehr so Verborgenen schlummert.
Nach einer Pause schreiben wir einen Text mit Satzanfängen wie „An … beeindruckt mich/ fasziniert mich“ über die Frau, die wir uns ausgesucht haben. Plötzlich bin ich mir wieder ganz sicher. Ich schreibe über Simone de Beauvoir. Mein Text aus der Schreibnacht:
An Simone de Beauvoir fasziniert mich besonders, dass sie ungeachtet aller gesellschaftlicher und familiärer Konventionen ihren Weg als Philosophin gegangen ist. Ihre Eltern hätten sie gerne gut verheiratet; Simone hat lieber an der Sorbonne studiert und ist Lehrerin für Philosophie geworden.
Sartre wollte sie heiraten. Sie hat abgelehnt und an dem gemeinsamen Pakt festgehalten: Beide hatten eigene Wohnungen, aber zeitlebens hatte sie eine gemeinsame Kasse und beide hatten andere Liebespartner neben ihrer Beziehung.
Ich bewundere, dass Simone de Beauvoir die von ihr proklamierte radikale Freiheit als Lebensprinzip wirklich gelebt hat.
Ich bin ihr dankbar, dass sie eine kluge und schöne Frau war. Eine Frau, die sowohl ihre Klugheit als auch ihre Schönheit gepflegt hat. Eine Frau, die mit messerscharfen Verstand geschrieben und gesprochen hat.
Ich bin ihr dankbar, für die Bücher, die sie geschrieben und der Welt hinterlassen hat. Für die Gedanken, die sie mit der Welt geteilt hat.
Besonders dankbar bin ich ihr, dass sie mir ein glückliches Frauenleben ohne Kinder aber mit vielen Büchern und klugen Gedanken vorgelebt hat.
Wir haben Schreibpause und Monika liest uns zwei Oden vor. Eine an die Zwiebel und eine an Oliver Kahn. Danach sind wir wieder dran. Wir schreiben unsere Ode an „unsere“ Frau. Meine Ode an Simone de Beauvoir:
Ode an Simone
Simone, du hast radikale Freiheit proklamiert.
Diese Freiheit hast du wirklich und radikal gelebt.
Dein Verstand war messerscharf.
Deine Schönheit legendär.
Deine Bücher wegweisend.
Simone, du warst die klügste, schönste und emanzipierteste Philosophin des 20. Jahrhunderts.
Das war eine schöne Schreibnacht. Danke!
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