Wenn ich in meinem Krimiautorinnen-Journal schreibe, dann sortiere ich dort meine Gedanken und Gefühle, meinen Tag und meine Aufgaben. Oft schreibe ich dort einfach um des Schreibens willen. Einfach weil mir das Schreiben Freude macht. Dabei habe ich tatsächlich ab und an den Gedanken, das sei sinnlos, weil nichts dabei raus kommt. Also kein Text, den ich veröffentlichen kann oder mindestens sortierte Gefühle.
Beim Surfen durch das Internet habe ich den Blogbeitrag sinnlos Schreiben von Milena Moser gefunden, in dem sie genau darüber schreibt. Und sie zieht den genialen Vergleich zu Musiker*innen, Tänzer*innen und Zeichner*innen, die Musik machen, tanzen oder zeichnen einfach um der Tätigkeit willen. Ohne Plattenvertrag, Auftritt oder Auftrag. Nur von uns Autor*innen wird verlangt, für eine Veröffentlichung zu schreiben.
Dieses Produktivitätsdogma habe ich so verinnerlicht, dass es mich zeitweise stresst und mir die Freude am Schreiben verdirbt. Gerade war ich auf dem besten Weg, mir den kommenden Aufenthalt in der finnischen Nationalbibliothek mit dem Gedanken zu vermiesen: Was wenn nichts Brauchbares dabei herauskommt? Dann habe ich hoffentlich eine Woche freudvoll in der wunderbaren Bibliotheksatmosphäre geschrieben. Aus purer Freude am Schreiben und um meine Kunst zu ehren.
Mit genau dieser Freude am Schreiben habe ich 52 Kurzgeschichten in 52 Wochen geschrieben. Mit genau dieser Freude schreibe ich meine Blogbeiträge. Mit genau dieser Freude schreibe ich meine Krimis. Daran muss ich mich allerdings ab und an erinnern, wenn ich beginne mir Druck zu machen. Wenn mir diese Freude abhandenzukommen droht, weil ein Teil von mir nach (schnellen) Ergebnissen verlangt.
Vor diesem Hintergrund wird meine Woche in der finnischen Nationalbibliothek für mich noch wertvoller und ich blicke ihr wieder mit großer Vorfreude entgegen. Mit Vorfreude auf das Schreiben in einer magischen Umgebung. Vorfreude auf das Schreiben um des Schreibens willen. Vorfreude auf die Ideen, Gedanken und Geschichten, die auftauchen werden, wenn ich meiner Lust am Schreiben nachgehe.
Wenn das Produktivitätsdogma wieder zuschlägt, erinnere ich mich hoffentlich an diesen Blogbeitrag, halte Inne und schreibe sofort ein paar Zeilen einfach um des Schreibens willen. Vielleicht sollte ich in meiner Wohnung in allen Zimmern Notizbücher und Stifte deponieren, damit ich dem Schreiben um des Schreibens willen sofort an Ort und Stelle nachgehen kann.
Ich werde auch wieder die Gewohnheit pflegen, in jeder meiner Handtaschen ein Notizbüchlein zu haben. Ich schreibe zwar auch oft in der Notizfunktion meines Handys, aber auf Papier macht es mir an Ort und Stelle meistens mehr Freude.