Diese Woche im Café habe ich meinen Laptop bis auf Montag zuhause gelassen. Ich habe „nur“ in meinem Krimiautorinnen-Journal geschrieben. Das hat mich zu dem Gedanken vom Schreiben um des Schreibens willen geführt. Ansonsten hatte ich schöne Gespräche und Begegnungen im Café.
Montag 16. September 2024 – einfacher Americano – Äthiopien sidamo
Ich sitze alleine draußen vorm Café und bin lustlos oder eher kraftlos. Einer der Stamm-Bettler kommt vorbei und erzählt seine Geschichte, die er jedes mal erzählt: Er käme gerade aus dem Krankenhaus und ihm sei sein Portemonnaie gestohlen worden. Ich habe heute keine Lust ihm etwas zu geben und sage zu ihm: „Ich habe heute selber einen schlechten Tag.“ Er sagt „oh“ und geht weiter.
In meinem Journal notiere ich Gedanken zu der kommenden Woche in Helsinki. Statt Vorfreude ist mir schwer. Dann schreibe ich einen kurzen Text über Kaffee auf Finnisch und einer der Baristas setzt sich zu mir und wir reden buchstäblich über Gott und die Welt..
Dienstag 17. September 2024 – einfacher Americano – Äthiopien sidamo
Draußen am Nachbartisch sitzt ein Cappuccino und lernt einen Text. Ich schreibe in meinem Krimiautorinnen-Journal und freue mich in Gesellschaft einer anderen Künstlerin zu sein. Zwei Cappuccinos gehen vorbei und setzen sich hinter an den Tisch inter mir. Sie sprechen übers Boxen. Ich schreibe einen kurzen Text über Bücher auf Finnisch.
Mir wird kalt und ich wechsle nach drinnen. Dort höre ich das schöne Wort „schmökern“. In Büchern schmökern ist eine schöne Beschäftigung. Ich lese dann in dem Roman „Neue finnische Grammatik“ und notiere das Zitat: „Die Sprache ist Mutter.“ (S. 115)
Mittwoch 18. September 2024 – Cappuccino mit Hafermilch – Äthiopien sidamo
Ungewöhnlich spät, um 17.30 Uhr, verlasse ich heute zum ersten Mal das Haus und gehe ins Café. Ich sitze draußen. Am Nachbartisch rauchen zwei Cappuccinos Zigarillos. Ich notiere in meinem Journal den Satz „Schreiben um des Schreibens willen.“ Auf Finnisch schreibe ich heute nur: Kirjoitan kirjastoon. Das heißt: Ich schreibe in der Bibliothek.
Dann kommen zwei Cappuccinos zum Schnacken an meinen Tisch. Wir schnacken über Alltägliches dies und das. Als sie gehen kommt ein anderer Cappuccino. Ich freue mich über alle drei und lasse mich gerne ablenken.
Donnerstag 19. September 2024 – einfacher Americano – Äthiopien sidamo
Mit meinem Liebsten sitze ich auf unserem Lieblingsplatz im Fenster vorne im Café neben dem Röster. Ich habe mein Journal auf den Knien und notiere einen bizarren Traum in dem ich einen Flughafen, ein vergessenes Medikament, ein Thema aus einem meiner Krimis und die Bibliothek in Helsinki miteinander verwoben habe.
Dann schnacken wir mit dem Barista über Piraten und Freibeuter, Augenklappen, die orangefarbenen Kieler Straßenlaternen und die wilden Wellensittiche in Mainz. Überraschend kommt ein Freund von uns dazu und erzählt tolle Geschichten von seiner Kuba-Reise.
Freitag 20. September 2024 – einfacher Americano – Äthiopien sidamo
Ich sitze alleine an einem Tisch vorm Café. Am Tisch hinter mir sitzt ein anderer Americano mit seinem Notizbuch und schreibt. Ich notiere in meinem Krimiautorinnen-Journal: „Veränderung willkommen heißen.“
Diese Woche habe ich also nicht an meinen Krimis weiter geschrieben und nächste Woche werde ich in anderen Cafés sitzen.