In diesem Blogbeitrag schwärme ich dir vom Friendly Feedback vor und verrate dir, wie Friendly Feedback abläuft. Ich erzähle dir, dass ich dachte, Feedback müsste konstruktiv, aber hart sein, um mich voranzubringen. Heute sage ich, Friendly Feedback macht schreibreich und gibt Schreiblust und Schreibkraft.
Schreibreich mit Friendly Feedback
Zur Zeit schreibe ich so viel, wie nie zu vor in meinem Leben. Das Schreiben fällt mir meistens leicht. Eine Ursache dafür ist das wöchentliche Friendly Feedback, dass ich für einen meiner Rohtexte in meiner Schreibgruppe bekomme. Und auch das Friendly Feedback, dass ich zu den Texten der drei anderen Frauen in der Schreibgruppe gebe.
Dieses Friendly Feedback beflügelt und macht Mut, sich in dem geschützten Raum der Schreibgruppe, auch mit Texten zu zeigen, die außerhalb der Komfortzone liegen. Das Friendly Feedback beflügelt und lässt mich produktiv oder schreibreich mit Selbstbewusstsein schreiben. Jede Woche eine Kurzgeschichte. Regelmäßig in kurzen Einheiten an meinem zweiten Taval-Krimi. Jeden Tag einen Blogbeitrag.
So geht Friendly Feedback
Das Friendly Feedback habe ich im writer’s-tricks-Schreibkurs am Wiener Writer’s Studio kennen gelernt. Friendly Feedack läuft so ab:
Die Autorin liest ihren Text vor, die anderen hören zu. Das gibt dem Text schon mal eine besondere Aufmerksamkeit.
Dann sagen die Zuhörenden mit drei bis vier positiven Adjektiven, wie der Text auf sie gewirkt hat. Die Autorin hört zu. Sie lässt ihren Text einfach stehen und hört, wie er auf die anderen wirkt.
In der nächsten Runde sagen die Zuhörenden, welche Textstellen besonders stark für sie waren und was sie besonders angesprochen hat. Das geht einfacher, wenn jede den Text vor sich hat. Dabei stehen alle Antworten nebeneinander. Und auch wenn die Textstellen von den anderen schon genannt wurden, werden sie nochmal benannt, wenn sie der Zuhörenden gefallen haben.
In der letzten Runde geht es um Textstellen, an denen die Zuhörenden gerne mehr gehört hätten. Oder um Textstellen an denen sie mehr wissen möchten. Die Autorin hört weiterhin nur zu, erklärt ihren Text nicht, sondern notiert das Friendly Feedback zu ihrem Text.
Friendly Feedback? Feedback muss hart sein! Oder nicht?
Bevor ich das Friendly Feedback selber kennengelernt habe, habe ich gedacht, dass ist nur Honig ums Maul schmieren und bringt nichts. Feedback muss konstruktiv aber hart sein und immer auf die Stellen zielen, die noch Verbesserungswürdig sind.
Allerdings habe ich nach so einem Feedback nie Schreiblust und Schreibkraft empfunden, sondern hatte das Gefühl von harter Arbeit. Diese Form von Kritik hat auch immer dazu geführt, dass ich nur sichere Texte geschrieben habe und mich selten getraut habe, etwas Neues auszuprobieren.
Letzte Woche habe ich in einem Schreibkurs – nein, ich verrate noch nicht, was ich gerade lerne – eine Rückmeldung zu meinem Text bekommen. Die Kursleiterin hat schön gesandwiched: also erst was Gutes über den Text, dann Kritik, dann wieder etwas Gutes. Die Kritik war sehr detailliert und auch berechtigt, das Lob war oberflächlich und ist damit so gut wie verraucht.
In solchen Momenten merke ich, wie mir das regelmäßige Friendly Feedback Halt und Sicherheit gibt. Und dass auch das Friendly Feedback schwächere Textstellen anspricht, eben mit den Fragen, wo ich gerne mehr gehört hätte und wo ich gerne mehr wissen würde. Es macht einen Unterschied, ob ich höre: „In deinem Text fehlt X!“, oder „Ich hätte in deinem Text gerne mehr über X gehört.“
Friendly Feedback gibt Schreiblust und Schreibkraft
Nach einer Friendly Feedbackrunde fühle ich mich reich beschenkt und ich freue mich, dass ich auch andere Autor*innen beschenken und in ihrem Schreiben bestärken kann. In unserer Schreibgruppe gehen wir mit dem Friendly Feedback zufrieden in unsere nächste Schreibwoche. Auch wenn das Feedbackgeben anstrengend ist, weil es eine hohe Konzentration erfordert, fühle ich nach dem Friendly Feedback Schreiblust und Schreibkraft.
Wie geht es dir mit Feedback? Hast du Erfahrungen mit Friendly Feedback?