„Wenn Du von außen auf dein Leben schaust, welchen Rat würdest Du dir geben?“, fragt Claudia in Frage 14 ihrer 60-Fragen-Challenge. Vertrau weiterhin in das, was dir Spaß macht, denn das gibt dir Lebenskraft und macht dich glücklich.
Im letzten Jahr habe ich gemacht, was mir Spaß macht. Ich habe angefangen, jede Woche eine Kurzgeschichte zu schreiben, ich habe so gut wie täglich gebloggt, ich schreibe einmal pro Woche ein Personal-Essay, bekomme und gebe wertschätzende Rückmeldung und schreibe ab und an an meinem zweiten Taval-Krimi.
Dazu poste ich viel auf Instagram und kommuniziere in Nachrichten und Kommentaren. Ich erzähle in den Stories, was ich am Tag machen will. Ich erzähle von meinen Spaziergängen und vom Yoga. Ich habe total viel gemacht im letzten Jahr.
Als ich meinen Jahresrückblick mit Abstand nochmal gelesen habe, habe ich gedacht, wenn ich mir das alles als einen Plan vorgenommen hätte, dann hätte mich die schiere Menge an Aufgaben überwältigt. Aber ich habe alles Schritt für Schritt gemacht und alles, was ich mache, macht mir Spaß und gibt mir Energie.
Beinahe hätte ich das alles über den Haufen geworfen für eine Stelle in der Luftbildauswertung beim LKA. Dort haben sie Geograf*innen gesucht. Der Job wäre sicher interessant gewesen. Jedenfalls im ersten halben Jahr, wenn alles noch neu gewesen wäre.
Der Job hätte aber auch bedeutet, dass ich nur noch wenig Zeit und Energie fürs Schreiben gehabt hätte. Der Job hätte auch bedeutet, sich wieder in ein hierarchisches System integrieren zu müssen. Der Job hätte Enge bedeutet, mich letztlich eine Menge Energie gekostet und weniger Spaß gemacht als das, was ich jetzt gerade mache.
Aber der Job wäre sicher gewesen und im Leben geht es nun mal nicht danach, was mir Spaß macht oder nicht, sondern es gibt gewisse Verpflichtungen. Das ist sicher alles richtig, aber ich habe auch eine Verpflichtung mir gegenüber. Ich bin verpflichtet, achtsam und sorgsam mit mir und meinen Ressourcen umzugehen.
Vor dem letzten Jahr hatte ich übrigens gedacht, dass ich schon mache, was mir Spaß macht. Ich war ausgebrochen aus dem mich mit lebenslänglich bedrohenden Beamtensystem in der Schule und habe angefangen zu schreiben. Erst als freie Journalistin, dann als Autorin.
Ich habe das Schreiben sehr ernst genommen und mich damit selber total blockiert. Alles musste perfekt sein und ich habe nur an meinen besten Tagen meinen überhöhten inneren Ansprüchen genügt. Kurzgeschichten habe ich nicht geschrieben, weil die sich ja nicht verkaufen lassen.
Bücher wollte ich schreiben. Viele Bücher. Eins ist es geworden. Mit meinen starren Ansprüchen, wie erst die Arbeit, respektive das Schreiben, dann das Vergnügen, respektive Spazieren gehen, habe ich mir die Tage schwer gemacht.
Nur zu machen, was mir Spaß macht, konnte ich mir im letzten Jahr gut erlauben, weil als Rekonvaleszentin ist das ok. Aber jetzt, wo ich mich immer gesünder und gesünder fühle, muss der Ernst des Lebens wieder her. Zum Glück habe ich eine tolle Therapeutin mit der ich über den LKA-Job, den Ernst und den Spaß gesprochen habe.
Ich habe mich gegen das alte Muster entschieden, jetzt, wo es mir wieder besser geht, einen sicheren Job anzunehmen. Ich mache weiter, was mir Spaß macht. Und manchmal hole ich mir diesen Rat von außen. Ich schreibe weiterhin, was mir Spaß macht. Viele Bücher möchte ich übrigens immer noch schreiben und das werde ich in den nächsten Jahren auch machen. Mit Spaß an der Sache.