Heute habe ich nicht verschlafen. Yeah! Im verabredeten Zeitfenster zwischen 10.00 und 10.30 Uhr schicke ich Claudia die Check-in Nachricht. Heute steht nur an der wöchentlichen Kurzgeschichte schreiben und Selfcare auf meinem Plan. Dann schreibe ich drei Morgenseiten, danach meditiere ich. Das mache ich sonst abends, aber heute ist mir schon am Vormittag nach Meditation.
Am Nachmittag mache ich mich auf den Weg zur Kieler Förde. Ich habe Lust auf einen anderen Spaziergang als durch den Park. Auf dem Weg zur Förde bemerke ich schon die schönen Wolken über Kiel. Ich setze mich auf der Seegartenbrücke auf die reparierte Holzbank. Heute schaue ich nicht aufs Wasser, sondern in den Himmel. Die Wolken machen spannende Formen und von weiß bis grau ist alles dabei. Auch kleine Stücke blauer Himmel.
Die Wolken finde ich heute genauso entspannend, wie sonst die kleinen Wellen auf der Förde oder auf dem Schreventeich. Irgendwann kommt ein Fördedampfer, spuckt ein paar Passagiere auf die Seegartenbrücke und fährt dann Richtung Bahnhof weiter. Auf der Werft gegenüber ist ein Trockendock geöffnet, ein U-Boot steht an Land mit verhüllter Schraube, ein U-Boot liegt vor der Werft in der Förde.
Ich bleibe auf der Seegartenbrücke bis auf dem Kreuzfahrtschiff hinter mir die Gäste per Lautsprecher begrüßt und über die Hygieneregeln an Bord informiert werden. Ich frage mich, wie mensch während steigender Corona-Zahlen eine Kreuzfahrt genießen kann. Aber eigentlich frage ich mich das immer. Also wie mensch eine Kreuzfahrt genießen kann.
Die Art zu reisen ist einfach nichts für mich. Ich stelle es mir furchtbar eng vor, mit so vielen Menschen in einem Hochhaus über das Meer zu fahren. Eng. Beklemmend und total langweilig. Dann stelle ich mir noch vor beim Essen sitzen bei mir am Tisch Leute, die mich die ganze Zeit mit Zeug bequatschen, das ich nicht hören möchte. Och nö!
Da gehe ich lieber in den Schlosspark und schaue mir die lila blühenden Herbstastern an. Kräftig gelb blühende Stauden leuchten dort auch noch. Ich weiß aber nicht, wie die heißen. Auf dem Weg nach Hause hole ich mir mal wieder einen Cappuccino von der Hilda und schlendere um den herbstlichen Schrevenpark nach Hause.
Irgendwann setzte ich mich an den Schreibtisch und schreibe an der wöchentlichen Kurzgeschichte weiter. Ich habe die Collage vor mir aufgestellt und erzähle mir die Geschichte von Eva Broecker. Ich merke, dass die Neugier auf die Geschichte langsam erwacht. Ich habe keine Ahnung, wo sie mich hinführt und welche Überraschungen sie noch für mich bereit hält.
Heute habe ich nach ungefähr 500 Wörtern gedacht, die Geschichte ist fertig erzählt, da geht nichts mehr. Und dann ist eine Wendung um die Ecke gekommen und hat noch mehr Stress auf Eva abgeladen. Das ist gut für die Geschichte, denn sie muss ja mindestens 2000 Wörter haben, damit ich sie am Sonntag abschicken kann. Für Eva ist das nicht gut, vor allem, weil da noch eine Menge mehr Stress kommen wird.
Ich bin gespannt, wie Eva aus der Situation rauskommen wird. Und ob sie überhaupt aus der Situation rauskommen wird. Ich bin froh, dass ich wieder Lust habe, mir die Geschichte zu erzählen.
2 Antworter auf Schöne Wolken über der Förde oder ich habe wieder Lust, mir eine Kurzgeschichte zu erzählen