Wann hast du das letzte Mal etwas zum ersten Mal gemacht? fragt Claudia in der ersten Frage ihrer 60 Fragen Challenge. Samstag. Samstag habe ich mein erstes Instagram-Live-Video gemacht. Samstag habe ich mein erstes Buch-Unboxing-Video gemacht. Dienstag habe ich mir zum ersten Mal alle Bücher einer Buchpreis-Longlist bestellt. Einfach so.
Das Bücherauspacken hat großen Spaß gemacht. Sechs Bücher der SPBuchpreis-Belletristik-Longlist sind bisher bei mir angekommen. Bücherauspacken finde ich immer etwas Tolles. Das erste Buch davon habe ich auch schon komplett durchgelesen, aber darum geht es hier und heute nicht. Es geht um erste Male.
Auch wenn mir das Unboxing-Video großen Spaß gemacht hat, habe ich gerade die Nase voll von ersten Malen. Denn davon gab es für meinen Geschmack dieses Jahr zu viele und zu viele unfreiwillige.
Anfang des Jahres hatte ich meine persönlichen ersten Male: das erste Mal eine schwere depressive Episode und das erste Mal in der Psychiatrie. Dort hatte ich auch schöne erste Male, wie das erste Mal auf einer Wasserrutsche im Schwimmbad rutschen.
Dann kamen die kollektiven ersten Male: das erste Mal Zeitzeuge, das erste Mal eine weltweite Pandemie, das erste Mal ein Shutdown, das erste Mal mit Mund-Nasen-Schutz einkaufen, das erste Mal das Land nicht verlassen dürfen.
Wegen Corona hat das Wiener writers‘ studio zum ersten Mal Kurse online angeboten. Einen der Ersten davon habe ich belegt. Ein Kurs, mit dem ich schon lange geliebäugelt hatte. Ein Kurs, in dem ich zum ersten Mal die wohltuende Wirkung von Friendly Feedback erfahren habe.
Ein Kurs, in dem ich tolle Autorinnen kennengelernt habe. Deswegen habe ich jetzt zum ersten Mal eine Schreibgruppe, mit der ich mich regelmäßig treffe. Jeden Montagabend treffen wir vier Autorinnen aus Österreich und Deutschland uns auf Zoom, lesen uns unsere Texte vor und geben uns Friendly Feedback.
Zum ersten Mal schreibe ich dieses Jahr jede Woche eine Kurzgeschichte. Das mache ich seit Mai. Diese Woche schreibe ich die 22. Kurzgeschichte. Meine Privatdetektivin Minerva Meerkamp ermittelt in einem neuen Fall. Minerva Meerkamp zu erschaffen war für mich auch ein erstes Mal. Das erste Mal das eine Privatdetektivin in meinen Geschichten ermittelt.
Meine diesjährigen tollen ersten Male beim Schreiben hängen mit den persönlichen und kollektiven blöden ersten Malen dieses Jahr zusammen. Das sehe ich und erkenne ich an. Trotzdem reicht mir das jetzt erstmal an großen ersten Malen.
Ich mag, dass meine Tage und Wochen von Regelmäßigkeit durchzogen sind: jede Woche eine Kurzgeschichte schreiben, jeden Montagabend ein Schreibtreffen haben, jeden Tag einen Blogbeitrag schreiben, jeden Tag Morgenseiten schreiben, jeden Tag spazieren gehen, jeden Tag einen Kaffee trinken gehen, jeden Abend Erfolgsjournal und Dankbarkeitstagebuch schreiben.
Kleinere erste Male, wie das Buch-Unboxing-Video, sind dazwischen gut. Auf größere erste Male möchte ich erstmal verzichten. Was natürlich ein unrealistischer Wunsch ist, denn das Leben ist voller erster Male.
Ein zukünftiges größeres erstes Mal, auf das ich mich schon freue, gibt es allerdings: ein Treffen mit den anderen drei Autorinnen aus meiner Schreibgruppe in Prag. Den Ort haben wir schon ausgemacht. Wann wir uns treffen, steht noch in den Corona-Sternen.
Wann hast du das letzte Mal etwas zum ersten Mal gemacht?