„Was kannst du von Tieren lernen?“, fragt Claudia in der zehnten Frage ihrer 60-Fragen-Challenge. Von Balu, dem Bären aus dem Dschungelbuch, würde ich gerne seine Ruhe und Gemütlichkeit lernen. Von den Hummeln würde ich gerne lernen, etwas zu tun, obwohl es gar nicht möglich ist, aber da sie nicht wissen, dass es nicht möglich ist, machen sie es einfach.
Damit meine ich, dass wir sagen, die Hummel kann aufgrund ihres Verhältnisses von Körper zu Flügeln nach unserem Verständnis gar nicht fliegen. Aber die Hummel weiß nichts davon und fliegt trotzdem. Wahrscheinlich liegt dass eher an unseren beschränkten Vorstellungen vom Fliegen als an dem Nichtwissen der Hummel. Aber egal.
Ich wäre gerne wie die Hummel und würde gerne Dinge einfach tun. Was für Dinge würde ich einfach tun? Das ist eine gute Frage und mir fällt überhaupt nichts dazu ein. Am besten probier ich es nach Balu-Art mal mit Gemütlichkeit.
Ich sitze gerade an meinem Schreibtisch mit einer großen Tasse Schoko-Tee und schöner Musik in den Ohren. Das klingt gemütlich. Ich habe noch 52 Minuten Zeit, um diesen Blogbeitrag zu schreiben, bevor mein Schreibgruppentreffen auf Zoom losgeht. Das klingt gequetscht und nicht gemütlich.
Ich habe eine dreiviertel Stunde Zeit und Raum, um diesen Blogbeitrag zu schreiben, und dann habe ich sogar noch eine kleine Pause, bevor ich meine Schreibfreundinnen auf Zoom treffe. Das klingt gemütlicher. Das wäre dann eher Balu-Art.
Aber was ist Hummel-Art? Die Hummel ist mir immerhin gleich nach Balu zu der Frage „Was kannst du von Tieren lernen?“ eingefallen. Die Hummel heißt Plüschmors auf Plattdeutsch. Das ist lustig, aber wenig hilfreich zum Thema.
Die Hummel macht also etwas, obwohl sie es eigentlich gar nicht können kann. Ich möchte also etwas machen, obwohl ich das gar nicht können kann. Oder obwohl andere glauben, dass ich das gar nicht können kann. Diese anderen sind Vertreten durch die laute Stimme meines inneren Kritikers und meiner inneren Kritikerin. Die können ganz schön laut und dominant sein.
Da kommt wieder der Balu singend des Weges: „Probiers mal, mit Gemütlichkeit.“ Balu, du meinst also, ich soll meinen inneren Kritiker*innen mit Ruhe und Gemütlichkeit entgegentreten? Ja, ganz genau so.
Da hat er recht. Meine inneren Kritiker*innen hassen Ruhe und Gemütlichkeit. Bei ihnen muss immer alles ganz schnell gehen. Schnell denken, schnell handeln, schnell machen und natürlich dabei noch perfekt. Puh. Da habe ich so gar keine Lust drauf.
Ich mag Schritt für Schritt vorangehen und nicht auf Schritt und Tritt von den inneren Kritiker*innen verfolgt werden. Ich stelle mir gerade vor, dass, wenn ich langsam mache, mich meine inneren Kritiker*innen überholen. Das gar nicht merken und dann ins Leere laufen, während ich ganz gemütlich mit Balu nach Hummel-Art tolle Dinge mache, die mir Spaß machen.
Vielleicht schreibe ich deswegen an meinem Taval-Krimi in 10-Minuten-Einheiten. Da finden mich meine inneren Kritiker*innen nicht. Meine wöchentlichen Kurzgeschichten kann ich unbehelligt von ihnen schreiben, denn sie können kein Englisch.
Beim Schreiben meiner Blogbeiträge scheint sich Balu auf meine inneren Kritiker*innen zu setzen, denn die schreibe ich meistens sehr entspannt ohne Kritiker*innengequatsche im Hintergrund. Ich mag gerade das Bild, dass Balu sich auf meine inneren Kritiker*innen setzt. Dann kann er ihnen auch gleich von Ruhe und Gemütlichkeit vorsingen.
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