Angeregt durch den online Kurs „Crime Writing: Making it real. Solving a murder“ habe ich mir die Frage gestellt, was für Krimis ich schreibe und welche Rolle Polizeiarbeit in meinen Krimis spielt.
Ich schreibe hauptsächlich Krimis in denen Privatdetektiv*innen ermitteln. Dabei ist mir wichtig, dass meine Detektiv*innen einen professionellen Polizeihintergrund haben. Jesper Tavel, aus dem Krimi „Taval und die nackte Katze“, war in Hamburg beim MEK. Minerva Meerkamp, die Privatdetektivin aus mehreren Kurzkrimis, war bei der Hamburger Kripo und die Detektivin aus der Kurzgeschichte, die im Mai 2022 in der Krimianthologie „Tatort Nord“ erscheint, war bei der Kieler Kripo.
Der Polizeihintergrund meiner Privatdetektiv*innen hat zwei Gründe. Ich wollte zum einen, dass meine Ermittler*innen einen professionellen Background haben und wissen, wie Ermittlungsarbeit funktioniert. Zum anderen wollte ich, dass sie Kontakte zur Polizei haben, um die Möglichkeit zu haben, an Informationen zu kommen, die nur der Polizei zugänglich ist.
Für Taval ist das nicht so einfach, denn er hat das MEK und den Polizeidienst nicht freiwillig verlasen. Seine Hamburger Kolleg*innen sind nicht gut auf ihn zu sprechen und bei den Kielern macht er sich auch keine Freunde. In „Taval und die nackte Katze“ ruft er trotzdem seinen ehemaligen Stubenkameraden aus der Bundeswehrzeit und heutigem Hauptkommisar der Hamburger Schutzpolizei an:
„Mensch Taval, das ist ja ewig her. Sag mal, stimmt es, dass du raus bist?“
„Ja Bernie, das stimmt. Und ja, ist meine Schuld.“
„Böse Sache, Taval.“
„Ich brauche deine Hilfe, Bernie.“
Schweigen am anderen Ende der Leitung. Tavals Blick fiel auf eine kleine Fotoserie an der Wand neben dem Schreibtisch. Bilder von Cleo [der Katze], die aussahen, als wären sie von einem Profifotografen gemacht worden.
„Hm, ich hör mir’s an und entscheide dann“, sagte Bernie endlich. „Fass dich kurz, ich hab noch einen Berg Schriftkram zu erledigen.“ (Zitat aus „Taval und die nackte Katze“ S. 40)
Um die Polizeiarbeit, auch wenn sie nur als Hintergrundwissen der Detektiv*innen oder in den wenigen Szenen mit Polizeikontakt vorkommt, so authentisch wie es mir als Autorin möglich ist, darzustellen, recherchiere ich gründlich. Ich habe mehrmals mit einem Kriminaloberkommissar der Kieler Kripo gesprochen, allgemein über seine Arbeit und auch ganz speziell über meine Fälle. Für Taval habe ich auch mit einem Ex-MEK-Beamten gesprochen. Dabei achte ich nicht nur auf die Details der Polizeiarbeit, sondern auch auf Sprache und Habitus.
Recherche vor Ort hat immer den Vorteil, dass mir Details auffallen, die ich in meinem Krimi verwenden kann. In „Taval und die nackte Katze“ hängt eine schusssichere Weste an einem Garderobenständer im Büro des Kriminalkommissars, der Taval verhört. Die schusssichere Weste habe ich an der Garderobe im Büro des Kriminaloberkommissars gesehen, den ich besucht habe.
Mit den mörderischen Schwestern war ich auf der David-Wache in Hamburg. Dort hat uns ein Polizeihauptkommissar stundenlang von seiner Arbeit erzählt. Mehr davon habe ich in dem Blogbeitrag „Warum ich Krimis und Privatdetektive mag. Ein Personal-Essay“ erzählt.