Nachdem ich meine Morgenseiten geschrieben habe, verbringe ich den Vormittag damit zu Prokrastinieren und dann meine Buchführung auf den aktuellen Stand zu bringen. In Buchführung kommt zwar Buch vor, trotzdem mache ich das nicht so gerne. Aber nütz ja nix.
Dann signiere ich zwei Exemplare von „Taval und die nackte Katze“. Das wiederum mache ich sehr gerne. Ich mache die beiden Bücher versandfertig und verschickte Buchpost an zwei Leserinnen. Das mache ich sehr gerne und ich finde es immer noch aufregend. Nachdem ich die wattierten Umschläge in den Briefkasten geworfen habe, denke ich kurz, hoffentlich kommen die Bücher heil an.
Nachdem ich meine Runde um den Block gegangen bin, setzte ich mich an den Schreibtisch und sehe mir das Video mit dem Stichwort für die neue wöchentliche Kurzgeschichte an. Ich mache entgegen meiner Gewohnheit kein Freewriting dazu, sondern fühle, dass zwei Personen aus dem zweiten Taval-Krimi etwas zu dem Stichwort zu sagen haben. Darum kümmere ich mich ab Mittwoch.
Am Nachmittag setze ich mich vors Café auf der anderen Seite der Straße, trinke Cappuccino mit Hafermilch und lese einen Privatermittlerkrimi. Ich hatte mir einen Krimi aus meinem Spenser-Krimi-Stapel gegriffen und bin erstaunt, weil ich das Buch noch nicht kenne. Das ist ganz sicher, denn in den Spenser-Krimis, die ich schon gelesen habe, habe ich Sätze unterstrichen und Eselsohren in die Seiten gemacht auf denen ich etwas unterstrichen habe.
In dem Krimi „Wo steckt April Kyle?“ von Robert B. Parker finde ich keine Unterstreichungen, keine Eselsohren und die Geschichte kenne ich auch noch nicht. Sehr schön. Da lese ich nicht nur einen Spenser-Krimi, sondern zufällig einen, den ich noch nicht kenne. Jetzt sind Unterstreichungen und Eselsohren in dem Buch.
Abends tippe ich den Text für mein Schreibgruppentreffen aus dem gelben Leuchtturm-Notizbuch ab. Wir haben diese Woche über „die geschlossene Tür“ geschrieben. Ich bin gespannt auf die Texte der anderen Autorinnen. Wir sind heute nur zu dritt und haben nur zwei Texte. Trotzdem lesen wir vor und geben uns Friendly Feedback. Für nächste Woche geben wir uns nochmal das Thema „die geschlossene Tür“.
Dann ratschen wir noch eine gute Weile über das Schreiben, über Geschichten, über Recherche und über Wörter. Ich sehe gerade die österreichische Serie Braunschlag (mit Untertiteln) und frage die österreichische Autorin, was pudern in Puder-Wohnung für eine Konnotation hat.
Wir kommen von Gerichtsverhandlungen irgendwie zu Rechtsmedizin und ich erzähle, dass ich schon mal bei einer Obduktion dabei war. Heute wünschte ich, ich hätte da nicht zugesehen. Aber ich weiß genau, dass ich, wenn ich noch nicht dabei zugeschaut hätte, mich wieder dafür entscheiden würde zuzusehen. Und der Satz, ich wünschte, ich hätte nicht dabei zugesehen, stimmt und stimmt auch wieder nicht.
Mit 24 anderen mörderischen Schwestern habe ich letztes Jahr das Institut für Rechtsmedizin in Hamburg besucht. Ich habe über den Besuch gebloggt. Im Blogbeitrag schildere ich meine Eindrücke und Empfindungen. Ich erzähle dir, was ich gesehen und gefühlt habe und von meinen Gedanken über den Tod. In dem Beitrag kommen Leichen im Text vor, das schreibe ich mal lieber explizit dazu. Wenn du mehr dazu lesen möchtest, kannst du das in dem Blogbeitrag „Besuch in der Rechtsmedizin oder meine Gefühle bei der Begegnung mit drei Toten“ machen.
Zurück zum Schreibgruppentreffen auf Zoom. Wir erzählen und bestärken uns, dass unsere regelmäßigen montäglichen Treffen mit den Texten, dem Friendly Feedback und dem Austausch bei uns zu Schreibreichtum, Geschichtenreichtum und Motivation führt. Für mich ist der Montagabend mit den Autorinnen auf Zoom ein wichtiger, kraftgebender Fixstern am Anfang meiner Schreibwoche.