„Ein Abend daheim allein oder mit jemand anderem. Was machst du anders?“, fragt Claudia in Frage 4 ihrer 60-Fragen-Challenge. Wenig. Wenn ich alleine bin, höre ich manchmal laut Musik. Ansonsten mache ich, was ich sonst auch mache: schreiben oder lesen.
Natürlich nicht, wenn Besuch da ist. Aber die Frage nach Besuch stellt sich ja gerade nicht. Ich habe bisher nicht gewusst, wie entspannend ich das finde. Ich kann jetzt einfach jeden Abend mein Ding machen. Zum Glück bin ich mit einem Nerd verheiratet, der auch gerne abends sein Ding macht.
Mir fällt gerade ein, dass ich sehr wohl noch Besuch bekomme. Montagabends habe ich immer meine Schreibgruppe über Zoom zu Besuch. Der Abend ist dann natürlich anders, als die anderen Abende. Weil drei Frauen bei mir zu Besuch sind. Weil wir uns unsere Texte vorlesen und uns wertschätzendes Feedback zu unseren Texten geben. Und weil wir uns austauschen, über das Schreiben, das Lesen und den ganzen Rest.
Sonntagabends hatte ich sonst immer die Tatort- oder Polizeiruf-Kommissare zu Besuch. Wir haben Hummus und Gemüsesticks vorm Laptop gegessen und den Sonntagabendkrimi geschaut. Auf den habe ich meistens keine Lust mehr. Den aus Österreich schaue ich noch gerne, weil ich Bibi und Moritz mag. Meistens sitzen wir jetzt mit Hummus und Gemüsesticks auf dem Sofa und quatschen eine Runde am Sonntagabend.
Das war es jetzt aber wirklich mit Besuch. Natürlich könnte ich jetzt noch über Figuren aus Büchern schreiben. Denn in gewisser Weise lade ich die ja auch in mein Wohnzimmer ein, wenn ich mich entscheide, ein Buch zu lesen. Dabei höre ich keine Musik. Weder leise noch laut.
Beim Schreiben höre ich Musik, egal ob ich alleine Zuhause bin oder nicht. Aber das mache ich leise, weil ich die Musik über Kopfhörer höre. Auch jetzt gerade höre ich Musik. Immer noch Xavier Rudd. Wenn die ersten Takte von „Follow the sun“ erklingen, freue ich mich, denn ich weiß, gleich fange ich an zu schreiben. Und so ist das dann auch. Meine Finger fliegen dann über die Tastatur. Dann mache ich eine kurze Pause. Denke nach. Oder halte einfach inne. Und dann fliegen die Finger wieder über die Tastatur.
Jetzt haben sie gerade innegehalten, denn mir ist nichts mehr eingefallen, was ich noch zu dieser Frage schreiben könnte. Deswegen habe jetzt mal neugierig und als Inspiration in Claudias Antwort auf die Frage geschaut. Die Stichworte Abendessen, den Tisch schön decken, einfach mal in der Küche essen, sind bei mir hängen geblieben. Ich mache beides, je nach Stimmung und Lust. Und auch mit Besuch habe ich schon in der Küche stehend Stullen geschmiert und im Stehen gegessen. Oder am schön gedeckten Tisch im Wohnzimmer gesessen und geschmaust.
Das habe ich früher gerne gemacht. Groß und aufwändig gekocht. Tagelang Rezepte ausgesucht, stundenlang auf dem Wochenmarkt eingekauft. Tage vorher vorbereitet, beim Kochen schon Wein getrunken, den Tisch schön gedeckt und dann opulent gegessen und noch mehr Wein und Champagner getrunken.
So einen opulenten Abend habe ich aber lange vor Corona schon nicht mehr gemacht. Ich mag die Erinnerung daran, aber es war ein ganz anderer Lebensabschnitt. Vielleicht wird es ähnliche Abende, aber irgendwie doch ganz anders wieder geben. Das weiß ich noch nicht. Bis dahin verbringe ich meine Abende schreibend, lesend und Montagabends meine Schreibfreundinnen treffend.