„Welche Unsicherheit treibt deine Leistung in die Höhe?“, fragt Claudia in der dritten Frage ihrer 60-Fragen-Challenge. Auf diese Frage fällt mir spontan keine Antwort ein. Vielleicht will ich auf diese Frage auch keine Antwort geben.
Zum Aufschieben der Antwort habe ich Wäsche aufgehängt, einen Apfel gewaschen und klein geschnitten. Die Apfelschnitze vollständig in Windeseile verspeist. Um dann wieder in die Küche zu gehen, ein Glas abzuwaschen (ich besitze eine Geschirrspülmaschine) und eine Handvoll Sonnenblumenkerne in meinen Mund zu stopfen.
In der Schreibgruppe habe ich heute gesagt, Aufschieben ist vorbereiten aufs Schreiben. Die dritte Frage macht mich nervös und braucht Vorbereitung in Form von Aufschieben. Jetzt bin ich genau bis hierher gekommen. Dann habe ich das Headerbild für diesen Beitrag zugeschnitten und hochgeladen.
Vielleicht ist das eine Frage, die ich nicht öffentlich beantworten möchte? Vielleicht ist das eine Frage, bei der ich Gesellschaft brauche? Eine Gelegenheit, vom Schreibtisch aufzustehen, die ich sofort ergreife. Ich habe mir Lars geholt und auf den Schoß gesetzt. Lars ist eine kuschelige, gelbe Stoffente. Lars begleitet mich, wenn ich reise. Lars fliegt lieber, ich fahre lieber mit dem Zug.
Lars war dabei, als ich einmal dachte, das Flugzeug in dem ich sitze, würde nicht heil landen können. Das dachte nicht nur ich. Die anderen im Flugzeug dachten das auch. Eine der Tragflächen des Flugzeugs war der Landebahn empfindlich nahe gekommen, als wir bei Sturm in Dublin landen wollten.
Der Pilot hat durchgestartet und das Flugzeug ist wieder in die Luft gegangen. Wir mussten auf den Belfaster Flughafen ausweichen, weil es dort nur windig, nicht stürmisch war und für einen zweiten abgebrochenen Landeversuch der Sprit nicht ausgereicht hätte. Lars hat die ganze Aufregung nicht verstanden. Natürlich nicht, denn er hätte auch selber fliegen können.
Unsicherheit. Leistung. Höhe. Vielleicht ist es der Begriff Leistung, der mich an der Frage irritiert. Ich habe mich in den letzten Jahren an diesem Begriff abgearbeitet. Ich habe mich mit meinem Leistungsteil auseinander- und zusammengesetzt. Ich habe gelernt, dass mein Leitungsteil unbarmherzige Ansprüche an mich stellt. Vielleicht will ich einfach nicht mehr, dass Unsicherheit meine Leistung in die Höhe treibt.
Ich versuche, bei Unsicherheit liebevoll mit mir umzugehen. Ich versuche, meine Leistung nicht mehr in die Höhe zu treiben. Ich versuche, bei diesem ganzen Leistungsspiel nicht mehr mitzuspielen. Leistung ist keine Behandlung für Unsicherheit. Unsicherheit kein Treibstoff für Leistung.
Jetzt magst du vielleicht einwenden, was ist mit den 52 Kurzgeschichten in 52 Wochen? Was ist mit den anderen Challenges und Plänen? Ist das nicht in die Höhe getriebene Leistung? Die Kurzgeschichten schreibe ich aus einem inneren Bedürfnis und aus Lust. Ich fühle keinerlei Druck dabei, wenn ich daran denke, jede Woche eine Kurzgeschichte zu schreiben. Genauso ist das mit dem Bloggen.
Unsicherheiten habe ich viele. Ich lerne immer mehr, meinen Unsicherheiten liebevoll zu begegnen und mich zu mögen, auch wenn ich unsicher bin. „Ich liebe und akzeptiere mich so, wie ich bin, auch wenn ich unsicher bin. Ich liebe und akzeptiere mich so, wie ich bin, auch wenn ich nicht unsicher bin.“ Das sage ich mir, wenn ich mich unsicher fühle.
Meine Antwort auf die Frage „Welche Unsicherheit treibt deine Leistung in die Höhe?“ ist damit: hoffentlich keine!