„Wann glaubst du, dass etwas möglich ist?“ fragt Claudia in Frage 16 ihrer 60-Fragen-Challenge. Wenn ich mir die Frage gar nicht erst stelle, sondern einfach mache. In die 52-Kurzgeschichten-in-52-Wochen-Schreibchallenge bin ich gestartet, ohne überhaupt darüber nachzudenken, ob das möglich ist.
Ich bin meinem Herzen gefolgt, das von der Idee begeistert war, obwohl mein Verstand dagegen war. Wenn ich die Challenge im letzten April unter dem Blickwinkel, ob es möglich ist bzw. ob es mir möglich ist, betrachtet hätte, dann hätte ich nicht mitgemacht. Dann hätte ich gar nicht erst angefangen.
Auf Twitter haben Menschen damals übrigens kommentiert, dass sie nicht glauben, dass es möglich ist 52 Kurzgeschichten in 52 Wochen zuschreiben. Aber woher soll ich das wissen, wenn ich es nicht probiere? Und sind diese begrenzenden Gedanken überhaupt – außer zum Selbstschutz – notwendig?
Ich glaube mittlerweile, dass alles möglich ist. 2019 hätten nur sehr wenige von uns einen Lockdown, Masken tragen und Social-Distancing für möglich gehalten. Jetzt ist das unser aller Alltag. Alles, was vorstellbar ist, ist auch möglich.
Damit sage ich nicht, dass alles unter allen Umständen für jeden möglich und auch machbar ist. Wir alle haben begrenzte Ressourcen, wie Zeit oder Kraft, die wir für eine Sache einsetzen können. Als ich mit der Kurzgeschichten-Schreibchallenge begonnen habe, waren die wöchentliche Kurzgeschichte, die wöchentliche Therapiestunde und der tägliche Spaziergang meine Aufgaben. Dafür habe ich meine Zeit und meine Kraft eingesetzt und einsetzen können.
Wenn ich jetzt aber mit meinem Verstand die Frage beantworte, wann ich glaube, dass etwas möglich ist, dann ist das, wenn ich etwas schon gemacht habe. Allerdings bin ich auch für ein Jahr nach Irland gegangen und habe dort Deutsch an einer Klosterschule unterrichtet, ohne dass ich das schon mal gemacht hatte.
Aber Teile davon hatte ich schon gemacht. Ich hatte schon unterrichtet. Ich war schon mal im Ausland gewesen. Ich war auf einem Schüleraustausch zwei Wochen in England gewesen und habe in einer englischen Familie gelebt. Ich habe Englisch studiert. Ich war vorher schon mal in Irland gewesen und hatte mich in das Land verliebt.
Da ist es wieder. Ich war verliebt. Das Herz spielt bei mir also eine ganz große Rolle, wenn ich nicht nur glaube, dass etwas möglich ist, sondern ich mir das dann auch zutraue oder losgehe, um zu tun, was mein Herz möchte. Mein Herz hat mich auch schon zu einer Crime-Writing-Class am Irish Writer’s Center in Dublin geführt. Mein Herz ist es auch, dass mich Geschichten schreiben lässt. Mein Herz möchte Bücher schreiben.
Das liebe ich an der Fragen-Challenge von Claudia, dass ich mich noch besser kennen lerne. Mich Stück für Stück besser verstehe und die Antworten mich überraschen. Mich selber überraschen liebe ich überhaupt am Schreiben und am Freewrting.
Meine Antwort auf die Frage „Wann glaubst du, dass etwas möglich ist?“ ist damit, wenn mein Herz für etwas schlägt, dann ist es für mich auch möglich. Egal, was es ist.
Ich nehme aus meiner Antwort mit, dass ich noch viel mehr auf mein Herz hören möchte. Vor allem auch, um zu Dingen, die mein Verstand für möglich hält, „nein“ zu sagen und damit noch mehr Zeit und Kraft für alles zu haben, was mir am Herzen liegt.