Auf Twitter bin ich heute über den Blogbeitrag „Das Schreiben in den Zeiten der Pandemie“ von Birgit Susemihl gestolpert. In dem sie sieben Tipps gibt, zum Schreiben in einer belasteten Situation, z.B. den Druck rausnehmen und mehr Pausen machen. „Schreib dir den Druck von der Seele!“ ist ihr fünfter Tipp und das mache ich mit diesem Blogbeitrag. Ich mache das auch manchmal in den Morgenseiten, aber heute brauche ich das öffentlich.
Letztes Jahr hatte ich gedacht, ich könne mich mit meiner Kurzgeschichtenchallenge durch die Pandemie hindurch schreiben. Ich hatte geglaubt, wir hätten es innerhalb eines Jahres geschafft, die Pandemie im Griff zu haben oder gut damit umzugehen. Das ist nicht so passiert. Im Gegenteil, ich finde, die Politik geht immer schlechter mit der Situation um. Ich fühle mich unsicherer als am Beginn der Pandemie.
Außerdem habe ich keine Lust mehr. Aber das ändert natürlich nichts an der Situation und natürlich trage ich weiter meine Maske, halte Abstand und treffe mich nur draußen und nur mit wenigen Menschen. Ich schreibe weiter an meinen Kurzgeschichten. Diese Woche wird es die Vorletzte für die Challenge sein. Bald habe ich die 52 Krimi-Kurzgeschichten geschrieben.
Im Dezember habe ich mich gefragt „Wie mit Corona in Geschichten umgehen oder eine veränderte Lebenswelt verändert Geschichten„. Jetzt frage ich mich, wie damit umgehen, dass der Pandemie-Alltag auf meine Kreativität und meine Produktivität Einfluss nimmt. Und macht er das überhaupt wirklich oder ist das gerade das ganz normale hin und her von kreativer Ebbe und Flut?
Ich weiß es nicht. Ich weiß nur, dass mir Kontakte und Input fehlen. Mir fehlt das Stundenlange sitzen im oder vorm Café und das Leutebeobachten und ja auch belauschen. Mir fehlen die Treffen mit Freunden zum Essen und Trinken und Lachen und sich im Gespräch berühren. In Rage reden. Austauschen. Gemeinsam Lachen.
Mir fehlen die Besuche in der Kunsthalle oder der Stadtgalerie. Ich könnte mit Anmeldung hingehen. Ich werde es vielleicht auch ausprobieren. So entspannt wie sonst werden die Besuche allerdings nicht sein. Ich bin einfach in Innenräumen mit anderen Menschen nicht mehr entspannt oder gar unbeschwert. Nichtmal mit FFP 2 Maske. Vielleicht bin ich zu vorsichtig, aber ich werde das Schicksal nicht herausfordern.
Ich lese von anderen Künstler*innen im Netz, dass sie weniger kreativ und produktiv sind. Eine Freundin erzählte mir, dass sie gerade nicht mehr nähen mag und es vielen ihrer Näh-Freundinnen auch so ginge. Viele Menschen in meinem Umfeld sind müde und bekommen ihr Leben gerade so auf die Reihe.
Die Ansteckungsgefahr einer tödlichen Krankheit täglich um mich herum und der in meinen Augen verantwortungslose Umgang der Politiker mit dieser Situation belastet mich und kostet einen Großteil meiner Kraft. Ich würde mir wünschen, dass die Politik auf die Wissenschaft hören würde. Ich hätte mir ein schnelleres und konsequenteres Handeln gewünscht. Jetzt versuche ich, mich so gut es geht zu schützen und abzuwarten, bis auch ich einen Impftermin bekommen kann.
Ich werde mir überlegen, wie ich noch besser mit der Situation umgehen kann und was ich anstelle von Kunsthallenbesuchen machen kann, um meinen Kreativbrunnen zu füllen. Darüber werde ich morgen bloggen. Ich bin sehr gespannt, was mir einfallen wird.