In meiner Woche in Helsinki habe ich drei verschiedene Cafés besucht. Zwei kannte ich schon von meinem Helsinki Kurzbesuch im November 2023. Mit dem Helsingin kahvipaahtimo habe ich nicht nur ein für mich neues Café besucht, sondern auch ein Kleinod entdeckt. Dort habe ich mich auch zum ersten Mal getraut, meinen Kaffee auf Finnisch zu bestellen.
Montag 23. September 2024 – Andante – Cappuccino
Nach meinem ersten Bibilothekstag gehe ich ins Andante Café und trinke einen Cappuccino. Auf dem Tisch breite ich meinen Stadtplan aus und orientiere mich. Die Sonne scheint und ich möchte mir den Friedhof Hietamini ansehen.
An einem Tisch vor mir sitzt ein Cappuccino und schaut auf seinen Laptop. Der Bildschirm zeigt in meine Richtung und ich sehe ein Programm, das ich nicht kenne. Kein Schreibprogramm. Kein Spiel. Keine Programmierumgebung. Ich gucke lieber wieder auf meinen Stadtplan.
Dienstag 24. September 2024 – Kaffa – Cappuccino – Äthiopian natural
Am Nachbartisch links sitzt ein Batchbrew und tippt in einen Laptop. Sie scheint zu programmieren. Rechts von mir sitzen zwei Cappuccinos dicht nebeneinander auf der Bank und schauen in ihre Smartphones.
Ich sortiere mich in meinem Krimiautorinnen-Journal. Dann mache ich mir Notizen für den Blogbeitrag Schilder lesen, fernsehen, Bücher kaufen und drei Wörter sprechen: mein Finnisch in Helsinki.
Mittwoch 25. September 2024 – Helsingin kahvipaahtimo – Cappuccino
Mit der Tram fahre ich zur Haltestelle „Vallilan kirjasto“ (Vallia Bibliothek). In der Nähe ist ein zauberhaftes kleines Café, in dem ich mich sofort Zuhause fühle. Und so traue ich mich auch, meinen Cappuccino auf Finnisch zu bestellen. Als ich bedauernd auf Englisch sage, dass ich mit Hafermilch nicht auf Finnisch sagen kann, versucht die freundliche Barista mir das beizubringen. Wir lachen nach mehren Versuchen meinerseits.
Ich setze mich auf eine Bank und packe mein Journal aus. Links von mir sitzt ein Americano, der mehrmals zum Telefonieren das Café verlässt. Vor mir sitzt ein Cappuccino und schweigt; daneben ein anderer Cappuccino, der auch schweigt. Regelmäßig kommen Leute herein und kaufen Kaffee to go. Alle scheinen Stammgäste zu sein, denn die Interaktion der Barista mit den Leuten erinnert mich an das Bakeliet in Kiel.
Ich höre den Dialogen zu und verstehe die Begrüßungen und Abschiedsworte. Teile der Bestellungen. Einzelne Worte aus den Gesprächen. Darüber freue ich mich sehr, denn das wollte ich hier in Helsinki neben dem Schreiben in der Bibliothek machen. Den Leuten zu hören. Ich bleibe noch einen weiteren Cappuccino in dem gemütlichen Café und komme mit der Barista in ein kurzes Gespräch.
Donnerstag 26. September 2024 – Kaffa – einfacher Americano – Äthiopian natural
Zur Kaffa Rösterei kann ich von meinem Hotel aus zu Fuß gehen. Bewegung an der frischen Luft brauche ich heute Morgen, um gut in den Schreibtag zu starten. Meinen Americano bestelle ich auf Finnisch. Die Barista sagt etwas auf Finnisch und ich antworte Englisch, das ich nicht verstehe. Sie wollte wissen, ob to go oder for here. Auf meine Nachfrage erklärt sie mir: for here heißt tänne auf Finnisch. Kiitos!
Ich setzte mich in eine Sofalandschaft an einen kleinen runden Tisch. Rechts von mir sitzt ein Café Latte, isst ein Croissant und wenn er nicht unruhig auf dem Sitz hin und her rutscht oder die Kissen auf der Sitzbank umarrangiert, hält er das Croissant in der linken Hand und tippt mit der rechten auf einem Laptop.
Links von mir steht ein kleines Bücherregal, dass aus drei übereinandergestapelten Weinkisten gebaut ist. Die Bücher sind hauptsächlich über Kaffee. Ich blättere in dem Buch Yhä jalompa kahvi-juomaa! von Jorma Sipilä. Überrascht stelle ich fest, dass ich nicht nur geblättert, sondern zwei Seiten in dem Buch gelesen habe. Ich habe den Text zwar nicht verstanden, aber ich habe Wort für Wort auf den zwei Seiten gelesen. Die finnische Umgebung (und das exzessive Fernsehen am Abend) scheint Wirkung zu zeigen.
Freitag 27. September 2024 – Andante – Cappucino – Colombie Nestor Laaso
Heute gehe ich erst nach meinem letzten Schreibtag in der finnischen Nationalbibliothek ins Café. Weil es schön und zu Fuß gut zu erreichen ist, gehe ich wieder ins Andante. Das Café ist gut besucht; ich finde einen Platz im Fenster und merke, dass ich müde bin und keine Lust habe, mir die anderen Cafébesucher*innen anzuschauen.
Ich freue mich einfach über die schöne Latte Art auf meinem Cappuccino, der mir sehr gut schmeckt. Beim letzten Schluck stelle ich fest, dass ich zum ersten Mal vergessen habe, nach Hafermilch zu fragen. Der Cappuccino hatte also nicht nur wegen der Bohne so anders als andere Kaffees geschmeckt. Das könnte ein beschissener Abend werden. Hupsista!