Diesen Tag habe ich mit Musik begonnen und am Schreibtisch beendet, dazwischen lag ein Stück Familiengeschichte. Manche Teile davon sind liebevoll, andere ein bisschen dubios, aber alle gehören zu mir. In diesem Blogbeitrag nehme ich dich mit: ans Klavier, ins Café, nach Dithmarschen und zurück nach Kiel. Es geht um Begegnungen, Erinnerungen, Pizza, Mordverdächtige und Schafwolle im Zaun.
Jeden Monat veranstaltet Caro von Draußen nur Kännchen das Fotoprojekt „12 von 12“. Hier sind meine zwölf Fotos. Einfach auf das erste Foto klicken, dann wird das Bild größer, du kannst die Bildunterschriften lesen und dich durch die Galerie klicken. Viel Spaß beim Anschauen:
Klavierspielen am Morgen
Seit ein paar Tagen spiele ich morgens schon zehn Minuten Klavier. Das macht mich zur Zeit sehr glücklich. Ich übe zwei Stücke parallel. Beide sind in e-Moll. „Die Lerche“, ursprünglich von M. Glinka, spiele ich in einer vereinfachten Version von Terzibaschitsch. Das Original ist so anspruchsvoll, dass ich es in diesen Leben nicht spielen können werde. Die vereinfachte Version berührt und beruhigt mich und ich spiele sie einfach gern.
Das andere Stück ist der Anfang der Elegie von Jules Massenet. An dem Stück habe ich mich schon viele Monate abgearbeitet und irgendwie keinen Zugang bekommen, bis ich letzte Woche die Lerche gespielt habe und dieses Stück mir über die gleiche Tonart den Zugang zu dem Stück von Massenet geöffnet hat. Jetzt spiele ich immer einen Abschnitt aus der Lerche und über dann ein Stück aus der Elegie.
Die tägliche Instagram-Story
Jeden Tag poste ich auf Instagram eine Story mit meinem Kaffee, meinem Krimi und meiner Brille. Über diese täglichen Storys auf Instagram sind schon tolle Gespräche über mein Buch im Café entstanden. Beides macht mir Freude. Also das tägliche Posten und die Gespräche über meinen Krimi.
Frühstück im Café
Da ich Klavierspielen wollte, hatte ich keine Zeit (oder eher keine Lust) mir Frühstück zu machen. Also habe ich eines der leckeren Brötchen aus meinem Kieler Lieblingscafé gefrühstückt. Dazu gab es einen Americano mit äthiopischen Bohnen und ein Gespräch mit einem Freund. Dann kam eine weiter Lese-Kaffee-Freundin und wir haben uns für Mai zum gemeinsamen Lesen eines Buches verabredet.
Das haben wir im letzten Jahr schon mal gemacht. Da haben wir „Babel“ von R. F. Kuang gelesen. Ein 700 Seiten Wälzer. Wir haben uns tatsächlich zum gemeinsamen Lesen getroffen. Das war schön. Dieses Jahr lesen wir ein Buch mit Drachen, glaube ich. Ich weiß das nicht genau, aber das macht nichts. Das Buch wird mir der Lese-Freund besorgen und ich lasse mich gerne mal in andere Genre entführen.
Mit dem Liebsten unterwegs
Der Liebste hat mich im Café abgeholt und nachdem er dort auch noch einen Kaffee getrunken hat, sind wir Hand in Hand im Sonnenschein zum Parkplatz von Stattauto geschlendert. Wir besitzen kein Auto und fahren meistens Fahrrad, Bus, Bahn oder Taxi. Für Strecken auf denen öffentliche Verkehrsmittel viel zu umständlich wären, haben wir Stattauto.
Heute fahren wir nach Dithmarschen, meine Mutter besuchen. Mit der Bahn würde eine Fahrt drei Stunden dauern, mit dem Auto nur 1 Stunde 15 Minuten. Mein Liebster ist ein entspannter Beifahrer und heute erklärt er mir mithilfe der Betriebsanleitung des Wagens, ein Hybrid, was das „B“ auf meinem Automatikgetriebe bedeutet.
Ich habe vergessen, wofür die Abkürzung steht, aber wenn ich „B“ auswähle recuperiert das Fahrzeug stärker. Den Begriff habe ich heute gelernt. Für das Fahren bedeutet die Einstellung „B“, dass das Fahrzeug mehr Energie in die Batterie einspeist, wenn ich den Fuß vom Gas nehme und es bedeutet auch, dass es einen krassen Motorbremseffekt hat. Ich habe das für ca fünf Minuten ausprobiert. Aber erst auf der Rückfahrt, weil ich mich da an das Auto gewöhnt hatte.
Extrem seltenes Auto-Selfie
Weil ich sehr selten Auto fahre, gibt es natürlich auch nur sehr selten ein Selfie von mir im Auto. Ich mag auch nicht besonders gern Auto fahren. Ich finde das total langweilig. Normalerweise geht mir das erst auf der Rückfahrt so. Diesmal hatte ich schon nach zehn Minuten auf der Autobahn keine Lust mehr. Nützt nix. Musste sein. Auf dem Selfie hatte ich die ersten 100 km geschafft.
Meldorfer Dom
Jetzt weißt du, wo wir hingefahren sind. Nach Meldorf. Da bin ich aufgewachsen. Für mich war es als Kind völlig normal, dass ein kleiner Ort (zu der Zeit hatte Meldorf noch 8000 Einwohner) so eine große Kirche hat. Ich erinnere mich noch, dass ich sehr enttäuscht war, als ich feststellte, dass das nicht in jedem Ort so ist.
Als Erwachsene habe ich dann festgestellt, dass die Kirche für einen kleinen Ort ziemlich groß ist, aber so groß, wie ich sie aus meiner Kindheit in Erinnerung hatte, war sie dann doch nicht. Dom hin oder her.
Nachdem wir meine Mutter Zuhause abgeholt haben, haben wir das Auto neben dem Dom auf dem Kopfsteinpflaster Marktplatz abgestellt.
Pizza Margherita
Vielleicht hätte ich lieber ein Foto der Pizzeria machen sollen anstatt von der Pizza. Aber das ist mir erst eingefallen, als ich meine 12von12 erstellt habe. Das Gebäude in dem heute die Pizzeria ist, hat vor einem Jahrhundert einem meiner Urgroßväter gehört (einer seiner Brüder war Tatverdächtiger in einem Mordfall war).
Also ich hatte eine Pizza Margherita. Ich mag diese einfache Pizza und ich finde, wenn eine Pizzeria eine gute Margherita machen kann, dann ist es eine gute Pizzeria.
Das Gebäude ist nicht mehr im Familienbesitz. Seit wann das so ist, weiß ich nicht. Ist alles ein bisschen dubios in meiner Familie.
Der ging nur mit Zucker
Ich bin bekennender Kaffee-Nerd oder auch Kaffee-Snob. Ich trinke ja meistens nur specialty coffee. Trotzdem habe ich mir nach dem Essen einen Espresso bestellt, obwohl ich wusste, ich würde den nur mit Zucker trinken können. Aber irgendwie gehört das für mich zu einem Besuch in einem italienischen Restaurant dazu. Einen super dunkel gerösteten Espresso mit Zucker zu trinken.
Mein Privatermittler Jesper Taval ist auch Kaffee-Nerd und auch er trinkt in dem Krimi „Taval und die nackte Katze“ einen Espresso, der nur mit Zucker geht. Taval ermittelt übrigens in einer Familie mit komplizierten oder auch dubiosen Familienverhältnissen. Als ich das Buch geschrieben habe, hatte ich mich gerade intensiv mit meiner Familie befasst.
Schafwolle am Deich
Nach dem Essen sind wir zum alten Meldorfer Hafen gefahren, der quasi nicht mehr existiert, seit es den Speicherkoog gibt. Also seit mehreren Jahrzehnten. Trotzdem fahre ich da gerne vorbei. Und diesmal musste ich aussteigen und die Schafwolle im Stacheldraht fotografieren. Die hat mich schon als Kind fasziniert und ich war eine begeisterte Schafwolle aus Stacheldrahtzäunenpflückerin.
Aus der Schafwolle habe ich mal ein Bild mit einem Schaf gebastelt. Ohne Stacheldrahtzaun. Das Bild habe ich in meinem Zimmer aufgehängt und ganz oft mit der Hand oft über die weiche Schafwolle gestrichen. Jetzt bedauere ich, dass ich die Schafwolle heute nicht aus dem Zaun gepflückt habe. Hätte ich das gemacht, hätte ich sie auf meinen Schreibtisch legen und darüberstreiche können. Nächstes Mal!
Zurück in Kiel
Das Wetter ist auch in Kiel besonders schön und um entspannt wieder hier anzukommen, trinken der Liebste und ich einen secialty coffee (Nerds eben) vor unserem Lieblingscafé. Ich sichte und zählte die Fotos. Zehn habe ich gemacht. Das wird ein ganz anderes 12von12 als sonst. Viel persönlicher und ich habe Lust, mehr zu den Fotos zu erzählen.
Journal schreiben
Heute Morgen habe ich entschieden, ich spiele heute lieber Klavier als morgens in mein Krimiautorinnejournal zu schreiben. Also mache ich das am Spätnachmittag. Damit komme ich dann auch wieder in meiner Welt am Schreibtisch an. Ich habe zwei intensive Schreibtischwochen vor mir, auf die ich mich schon freue, die aber so eine ganz andere Welt sind, als die in der ich heute war. Also ist das Journalschreiben ein guter Übergang wieder in meine Krimitautorinnenwelt.
12von12 schreiben
Die Sonne scheint auf meine Tastatur und ich habe den Text geschrieben, den du eben gelesen hast.
Und jetzt du
Wenn du dir etwas aus diesem Tag aussuchen könntest, was würdest du mitnehmen? Den Klang der Lerche? Die Pizza Margherita? Die Schafwolle? Oder doch lieber den Espresso mit Zucker? Oder etwas ganz anderes? Erzähl’s mir gern in den Kommentaren.
12 Antworter auf 12 von 12 im April 2025 | Schafwolle, Espresso und eine Brise Kindheit