Tag 3 meiner Ermittlungen im Fall Verdacht Liebhaberei und ein neuer Verdächtiger taucht auf. Während ich die Verdächtigen Nr. 1 (Marketing-Verweigerung) und Nr. 2 (Prokrastination) schon überführt habe, stolpere ich auf meiner Suche nach Routinen über Verdächtigen Nr. 3: vage Ziele.
Zeit für ein Verhör: Was willst du eigentlich wirklich, Susanne?
Das Problem: Ziele wie Phantombilder ohne Gesicht
Um Routinen aufzubauen, die auch funktionieren, brauche ich einen Plan und ein Ziel. Und ich darf nicht zu viel auf einmal wollen. Das kann ich gut, mich verzetteln oder mir zu viel vornehmen. Und dann mache ich ganz viel und arbeite ganz viel und komme trotzdem nicht voran. Also brauche ich auch Klarheit. Aber die habe ich doch: Den Verdacht der Liebhaberei ausräumen.
Das ist aber ein sehr vages Ziel. Und vom Schreiben Leben zu wollen, ist auch ein sehr vages Ziel. Was heißt das genau? Wie viel Geld will ich verdienen? Und bis wann? Wenn du dich mit Zielen beschäftigt hast, weißt du das im Hintergrund jetzt die SMART-Formel lauert. Nach SMART muss ein Ziel spezifisch, messbar, attraktiv, realistisch und terminiert sein.
Die SMART-Formel ist wie ein Ermittlungs-Tool: ohne konkrete Fakten kein Fall zu lösen. Aber meine Ziele sind so vage, wie ein Phantombild ohne Gesicht. Denn aus der Liebhaberei raus wollen, ist nicht spezifisch. Es könnten durchaus bestimmte Summen auf dem Tisch liegen, die ich erreichen muss.
Die wären dann zunächst für dieses Ziel okay, aber zum Leben würde das dann immer noch nicht reichen. Attraktiv ist das Ziel auch nicht wirklich, denn natürlich möchte ich nicht mehr diese Briefwechsel mit dem Finanzamt. Aber das Finanzamt im Nacken zu haben, bedeutet für mich eher Angst, Lähmung und Vermeidung als kontinuierlich auf ein Ziel zu gehen. Außerdem habe ich aus diesem Grund schon mehrere schlechte Entscheidungen getroffen.
Angst als Saboteur
Wenn ich das Ziel von der Seite betrachte, vom Schreiben Leben zu wollen. Also wirklich ein gutes Leben zu führen, dann bekomme ich auch wieder Angst, weil die Summe so groß ist, dass ich nicht weiß, wie ich sie erreichen soll. Also da steht noch ein Thema meines eigenen Wertes im Weg, denn ich habe schon genug gute Fortbildungen, Mentorings und Coachings zu dem Thema gemacht. Zuletzt bei Claudia Feldtenzer.
Beweismittel: Das Heather-Potential
Bei Claudia habe ich gelernt, wie ich mein Heather-Buch an einen Verlag verkaufen könnte und dass mein Buch richtig großes Potenzial hat. Wenn ich es denn anbiete. Wenn ich es denn fertig schreibe. Wenn ich mich mit den Themen meines Buchs klar positioniere. Claudia hat uns (wir waren eine Gruppe) gute Strategien mit auf den Weg gegeben. Ich habe auch angefangen, sie umzusetzen, und erste Erfolge erzielt. Aber die für mich großen Dinge habe ich noch nicht gemacht. Und während ich das hier aufschreibe, bemerke ich, dass ich sie auch noch nicht in machbare Einheiten zerlegt habe.
Und manchmal verliere ich auch den Glauben daran, dass es klappen könnte. Nicht mit dem Verlagsvertrag, sondern mit dem guten Vorschuss (ein guter Vorschuss ist die Einnahme-Quelle Nummer eins für eine Verlagsautorin). Und wenn ich das denke, dann sind meine Handlungen auch entsprechend klein oder ich handele gar nicht.
Allerdings war ich im ersten Halbjahr 2025 auch noch mit der Ausführung von Entscheidungen beschäftigt, die ich im Jahr davor getroffen hatte. Diese Dinge haben noch viel meiner Zeit und Energie eingenommen, die dann nicht für Heather & Co. zur Verfügung stand. Für das dritte Quartal habe ich als Fokus-Projekt eben dieses Buch. Ich habe mich nicht völlig darauf fokussiert, obwohl ich wollte. Ich habe geschrieben voller Fokus, aber ich habe nur wenige Routinen dafür etabliert.
Eine Zeit lang habe ich jeden Werktag von 8-9 Uhr an dem Buch weiter geschrieben. Das hat gut geklappt, weil ich da in einer Schreibstunde am Morgen in der Textmanufaktur schreibe, also mit anderen Autor*innen zum Schreiben verabredet bin. An der Routine kann ich andocken. Da werde ich gleich morgen, Dienstag 26.8.2025 wieder mitschreiben.
Der entscheidende Hinweis einer Expertin
Auf unserem Start-Wochenende für das Coaching in München stellte mir Claudia eine Frage, wie eine erfahrene Kommissarin, die den entscheidenden Punkt trifft: „Wenn du deinen Krimi „Taval und die nackte Katze“ nicht gut verkaufst, warum glaubst du, es gelingt dir mit einem anderen Buch?“
Autsch. Treffer. Versenkt. Und sie hatte natürlich völlig recht. Die Beweislage war eindeutig: Sobald ich über mein Buch sprach (im Café, auf Instagram, auf meinem Blog), kauften Menschen meinen Krimi und freuten sich. Sie kauften nicht nur direkt bei mir, sondern auch im Zapata, meiner Kieler Lieblingsbuchhandlung, die mein Buch immer im Sortiment hat.
Und dann habe ich irgendwann aufgehört. Ich habe also noch keine guten Routinen etabliert, oder vielleicht doch, weil sie ja funktioniert haben. Ich habe vielleicht keine gute Strategie mit meinen Routinen wieder einzusteigen, wenn ich sie mal aus den Augen verliere.
Muster erkannt: Routinen ohne Ziel führen ins Nichts
Gestern versprach ich zu ermitteln: Wie baue ich Routinen auf, die funktionieren? Aber während der Ermittlung stieß ich auf einen neuen Verdächtigen: meine vagen Ziele
Kein Wunder, dass meine Routinen nicht halten. Sie führen ins Nichts!
Ermittlungsergebnis und neue Spur
Tag 3 bringt Klarheit: Verdächtiger Nr. 3 ist überführt. Vage-Ziele sind Täter-Komplizen. Und bevor ich mir Routinen baue, muss ich wissen wofür. Meine wiederentdeckten Unter-Ziele:
- Heather fertig schreiben
- Taval UND Heather systematisch verkaufen
- Blog als Verkaufs-Tool nutzen (und aus Blogbeiträgen wieder Instagram-Stories, Posts und Reels (oh, da hatte ich auch ein gutes Format angefangen) und Threads erstellen.
Morgen mache ich meine Unter-Ziele SMART und entwickel die Routinen, mit denen ich diese Ziele auch erreiche.
PS: Wenn du selbst mit vagen Krimi-Zielen im Verhör sitzt und dir klare Spuren wünscht: Genau da setzte ich mit meinem Krimi-Mentoring an. Gemeinsam machen wir deine Krimi-Ziele so konkret, dass sie zur belastbaren Beweislage werden und dich deine Schreibroutine nicht ins Nichts führt.
[Header-Foto: T. H. Berg]