Susanne Pohl
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Morbide Magie: der geschlossene Herbstjahrmarkt auf dem Kieler Wilhelmplatz

Morbide Magie: der geschlossene Herbstjahrmarkt auf dem Kieler Wilhelmplatz

3. Oktober 2024|By:Susanne Pohl

Zur Zeit ist Herbstjahrmarkt auf dem Kieler Wilhelmplatz und ich liebe es, über den Jahrmarkt zu gehen, wenn er noch geschlossen hat. Dann gucke ich mir die farbenfrohen aber verlassenen Fahrgeschäfte an. So ein geschlossener Jahrmarkt hat für mich etwas Morbides. Die bunten Lichter sind erloschen, die Fahrgeschäfte stehen still, der Duft von Zuckerwatte hängt noch in der Luft.

Ein Krimi in der Stille

Wäre mein Spaziergang ein Krimi, würde ich ein unheimliches Geräusch aus einem der Fahrgeschäfte hören, nachsehen und in ein Verbrechen verwickelt werden. Oder ich würde einen geheimnisvollen Schatten bemerken, der sich zwischen den Fahrgeschäften bewegt, würde dieser Spur folgen und ein Geheimnis entdecken. Oder ich fühlte mich bedroht, würde angegriffen werden, müsste mich verteidigen und lande in einer Verfolgungsjagd über den Jahrmarkt.

Nostalgie und Kindheitserinnerung

Da mein Spaziergang aber einfach ein Spaziergang unter blauem Himmel in der Herbstsonne ist, genieße ich die Stille, die morbide Atmosphäre und die Erinnerungsfetzen an Jahrmarktsbesuche aus meiner Kindheit. Als Kind habe ich Riesenradfahren geliebt. Auch der Privatermittler Taval fährt in einer Szene eines zukünftigen Krimis mit dem Riesenrad auf dem Kieler Jahrmarkt.

Die Enttäuschung ohne Riesenrad

Auf dem Kieler Herbstmarkt gibt es kein Riesenrad, was bei mir Enttäuschung auslöst, auch wenn ich gar nicht damit fahren würde. Trotzdem bin ich jedes Mal erleichtert, wenn ich sehe, dass das Riesenrad auf dem Frühjahrsmarkt aufgebaut wird. Damit bin ich vor Jahren einmal gefahren, hatte die ganze Zeit muffen und konnte trotzdem die Aussicht über Kiel genießen, die sich bietet, wenn die Gondel ganz oben stehen bleibt.

Der Blick von oben

Von dort oben konnte ich über die Dächer von Kiel bis zur Förde schauen. Das war ein erhabenes Gefühl. Die Gespräche und das Lachen der Menschen unten auf dem Jahrmarkt konnte ich nicht hören, aber ihre Bewegungen konnte ich von oben gut verfolgen. Sie wurden zu Figuren in einer Geschichte, die ich von dort oben aus spinnen konnte und in die ich sie verwickeln konnte.

Tavals fiktive Ermittlungen

In meinen Gedanken verwischen sich die Realität und die fiktive Welt von Taval. Ich stelle mir vor, wie er oben im Riesenrad in seinen Fall verwickelt ist und in der Stadt nach Hinweisen sucht. Vielleicht entdeckt er von dort oben einen Verdächtigen in der Menge. Was würde passieren, wenn ich ihn in die schummrigen Lichter eines Jahrmarkts eintauchen lassen würde, der nicht so harmlos war, wie er aussah?

Die Stille führt zu Fragen nach der Faszination von Fahrgeschäften

Während ich meine Phantasie und meine Gedanken schweifen lasse, bemerke ich wieder die Stille des geschlossenen Herbstmarktes. Manchmal bewirkt die Abwesenheit von Menschen, das Gefühl hinter die Kulissen schauen zu können. Ich frage mich, warum Menschen eigentlich Fahrgeschäfte lieben? Warum lassen wir uns in die Höhe und Tiefe schleudern, mit einem Kettenkarussell fliegen oder im Kreis herum wirbeln?

Der Jahrmarkt erwacht

Die Fahrgeschäfte um mich herum beginnen zu erwachen, erste Jahrmarktbesucher*innen kommen auf den Platz und für mich wird es Zeit nach Hause zu gehen. In dem Wissen, dass ich im Frühjahr wieder über den geschlossenen Jahrmarkt schlendern und die morbide Atmosphäre genießen werde. Vielleicht fahre ich dann auch mal wieder mit dem Riesenrad.

Gehst du auf Jahrmärkte? Was magst du auf Jahrmärkten? Fährst Du Riesenrad? Schreib es in die Kommentare.

9. Oktober 2024 Susanne Pohl
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6 Antworter auf Morbide Magie: der geschlossene Herbstjahrmarkt auf dem Kieler Wilhelmplatz

  • Christine 4. Oktober 2024
    Weihnachtsmartk mit Riesenrad. Mein Bruder hat seinem achtjährigen Sohn versprochen, daß er Riesenrad fahren darf. Ich geh mit den beiden zwischen den Buden durch, wir kommen zum Riesenrad. Mein Bruder: "So, jetzt kannst Du ja mit ihm fahren, ich mache dann Fotos." Der Schuft, weiß er doch ganz genau, daß ich es nicht so mit Höhen habe! Aber nee, er meint, ihm wäre da auch nicht wohl. Puh! Nur der Kleine ist begeistert, also muß ich mit rauf. Na, "unterwegs" ist es dann aber der Stöpsel, der mich ermahnt, daß ich mich nicht hinauslehnen soll, auch wenn Papi Fotos macht!
    Antworten
    • Susanne Pohl 4. Oktober 2024
      Moin Christine, vielen Dank, dass du diese charmante und humorvolle Anekdote geteilt hast. Beim Lesen hab ich gelächelt. Wie schön, dass du trotz deiner Höhenangst, deinem Neffen diesen besonderen Moment ermöglicht hast, obwohl dein Bruder sich so geschickt aus der Affäre gezogen hat. Über die Wörter "Schuft" und "Stöpsel" hab ich mich besonders gefreut, die habe ich schon ewig nicht mehr gehört oder gelesen. Liebe Grüße Susanne
      Antworten
  • Gabi 6. Oktober 2024
    Liebe Susanne. Ich bin mit dir spazieren gegangen. Das hört sich so gut an. Riesenrad ist auch nicht mein Lieblingsfahrgeschäft. Nur zu zweit und ohne das die Gondel noch zusätzlich gedreht wird, traue ich mich hinein. Den Blick schweifen lassen kann ich immer erst in der 2. Runde. Mir ist immer schwindelig, aber Tool ist das Gefühl trotzdem
    Antworten
    • Susanne Pohl 6. Oktober 2024
      Liebe Gabi, wie schön, dass du mich auf meinem Spaziergang begleitet hast! Es freut mich sehr, dass der Beitrag bei dir solche positiven Gefühle geweckt hat. Ich kann dich gut verstehen, was das Riesenrad betrifft. Mir geht es ähnlich – der Gedanke, oben still zu stehen, ist immer ein bisschen aufregend, und erst nach einiger Zeit kann ich den Ausblick richtig genießen. Dass dir schwindelig wird, ist total nachvollziehbar! Und du hast recht, dieses Kribbeln und das Gefühl, die Welt aus einer anderen Perspektive zu sehen, ist irgendwie doch einzigartig. Hast du vielleicht ein anderes Fahrgeschäft, das du gerne magst, oder eine schöne oder aufregende oder besondere Erinnerung an einen Besuch auf einem Jahrmarkt? Liebe Grüße Susanne
      Antworten
  • Ingolf 8. Oktober 2024
    Moin, früher, inzwischen so richtig Oma-früher, da ging mein Schulweg zur Grundschule quer über den Marktplatz der Stadt. Und manchmal, für mich zu völlig wahllosen Terminen, war da der Jahrmarkt. Ich bin dann also mit meinen Schulkameraden, dem Andreas, Knut und manchmal auch Mathias, wenn seine Eltern ihn nicht zur Schule gebracht haben durch das Jahrmarktslabyrinth gegangen. Das war gruselig. Irgendwie hatten wir das Gefühl, dass aus jedem verschlossenen Stand irgendwo mindesten ein Augenpaar guckte, durch Ritzen, durch nicht perfekt geschlossene Läden, unter Planen hervor oder zwischen den Gondeln und Fahrzeugen der Karussells raus. Es war ja auch Alles so unübersichtlich, da gab's so viele unbekannte Dinge, Dekorationen und Gänge, wo sonst nur ein leerer Platz war. Ich wäre da nie allein rüber gegangen, das war mir zu unheimlich, wie ein Friedhof - aber nur wenn die Geschäfte geschlossen waren. Wenn der Jahrmarkt geöffnet hatte, dann war das kein Problem, als wenn da nicht auch Augen hätten überall sein können.
    Antworten
    • Susanne Pohl 9. Oktober 2024
      Moin Ingolf, Vielen Dank für deinen wunderbaren Kommentar – ich habe direkt das Gefühl, mit dir gemeinsam über den Jahrmarkt deiner Kindheit zu spazieren und dieses ganz besondere, ein bisschen gruselige Jahrmarktsgefühl mitzuerleben. Wie schön, dass du solche Erinnerungen teilst! Ich mag das Wort Jahrmarktslabyrinth und das Konzept dahinter. Wenn ich im Frühjahr über den Jahrmarkt gehe, werde ich bestimmt auch Augen fühlen, die aus den geschlossenen Buden gucken. Mit kriminellen Grüßen Susanne
      Antworten

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