Das erste Kapitel des neuen Jahres ist geschrieben. Der Januar ist vorbei. 31 Tage. Ich habe geschrieben, gelesen, geträumt, Kunstausstellungen und einen Vortrag besucht, natürlich Cappuccino-Zeit im Café verbracht und viele Spaziergänge gemacht.
Schreiben
Regelmäßig unregelmäßig habe ich im Januar meine Morgenseiten geschrieben. Zuhause und im Café. Zeitweise habe ich die Morgenseiten im Januar sehr hilfreich gefunden, zeitweise bin ich ihnen und damit mir aus dem Weg gegangen. In Pink auf Weiß habe ich goldene Sätze aus dem Stimm- und Bühnencoaching festgehalten und bin mir dabei neu begegnet.
Die ersten Schreibtischtulpen des Jahres habe ich auf meinen Schreibtisch gestellt, nachdem ich den Schreibtisch und den Fußboden um den Schreibtisch herum aufgeräumt habe. Meinen Schreibtisch habe ich umdekoriert, einige Dinge aus dem Arbeitszimmer entfernt und neue, geheime Dinge auf meinen Schreibtisch gestellt. Das bereitet mir eine diebische Freude.
Krimimäßig habe an den Minerva Meerkamp Kurzkrimis gearbeitet und den zweiten Taval-Krimi weiter geschrieben. Das hat sich angefühlt, wie wieder Tuchfühlung aufnehmen mit den Krimigeschichten und den beiden sehr verschiedenen Ermittlern Jesper Taval und Minerva Meerkamp.
In der Weiterbildung „Investigating a Murder with Forensic Psychology“ an der Open University lerne ich, wie Verhöre vorbereitet und durchgeführt werden.
Mitte des Monats habe ich die Krimiautorinnenpost geschrieben und den Newsletter an die Abonnent*innen verschickt. Das war wie immer schön und aufregend zugleich.
Künstlertreffs
Neben den Morgenseiten ist der Künstlertreff eine Idee von Julia Cameron aus dem Buch „Der Weg des Künstlers“. Ein Künstlertreff ist etwas, was dem inneren Künstlerkind so richtig Spaß macht. Ich habe im Januar drei Künstlertreffs gemacht, von denen ich hier erzähle. Mein Künstlerkind und ich haben darüber hinaus geheime Künstlertreffs, von denen nur wir beide wissen. Künstlertreffs machen mir eine diebische Freude und füllen meinen Kreativbrunnen.
Ein Teppich aus Büchern
Mein erster Künstlertreff des Jahres führt mich in die Kieler Stadtgalerie zur 69. Landesschau des BBK SH. Der Titel klingt unsexy, die Ausstellung ist spannend. Drei Kunstwerke haben es mir besonders angetan, von dem ich mir aber nur von einem den Namen und den Künstler gemerkt habe. Da muss ich nochmal hin und das bei den anderen beiden nachschauen.
Eine Videoinstalation hat in alten und neuen Fotos das Ende des ersten Weltkriegs in Kiel bis zum Kieler Matrosenaufstand dokumentiert. Ein Sprecher hat in schönstem Norddeutsch die Tagebucheinträge eines Kieler Werftingenieurs dazu gesprochen. Ich mag die Art und Weise, wie die Geschichte hier für mich erlebbar ist und wie alltägliches wie „um zehn zu Bett“, „Mittag bei …“ mit Politischem, also damals Tagesereignissen, und Einschätzungen verknüpft ist „der Krieg wird nicht zu gewinnen sein“.
„Leises Sirren“ von Bernd Hamann ist eine Sammlung aus Papier hergestellter Insekten in einem Kasten. Als Hintergrund dienen handschriftlich beschriebene Papierstücke. Ich mag an dem Kunstwerk, dass ich viel sehen und entdecken kann. Ich denke mir eine Wissenschaftlerin aus, die diese Insekten entdeckt hat.
Das dritte Kunstwerk besteht aus einem Stuhl, der auf einem Flickenteppich aus Büchern steht. Ich amüsiere mich köstlich und dabei vergesse ich zu schauen, wie das Kunstwerk heißt und wer es gemacht hat. Ich denke und fühle allein den Bezug, den das Kunstwerk für mich hat: Ich sitze auf einem Teppich aus Geschichten.
„Wie Pflanzen und Bestäuber kommunizieren“
Ein ganz anderer Künstlertreff war der Sonntagsvortrag im Hörsaal des Kieler Biozentrums. „Vom Vorteil gut zu schmecken, zu riechen und auszusehen: Wie Pflanzen und Bestäuber kommunizieren“ hieß der unterhaltsame und gehaltvolle Vortrag von Dr. Karin Schrieber. Über 50 Besucher*innen haben zugehört.
Ich habe mehrere Seiten mitgeschrieben und einiges davon wird bestimmt in einem meiner Krimis auftauchen. Zwischen Bestäubern und Pflanzen geht ne Menge ab: Raub, Täuschung und Entmaskulinisierung. Krimistoff pur.
1+1=3
In der Ausstellung „1+1=3 Die Kunstwelten der Mary Bauermeister“ in der Kieler Kunsthalle gefällt mir besonders „Rechts Draußen“ und all die Kästen mit den Linsen. An „Rechts Draußen“ mag ich, dass das Kunstwerk über den Bilderrahmen hinaus wächst. An und in den Kunstwerken mit den Linsen gibt es Wörter und Satzfragmente zu entdecken und durch verschiedene Linsen zu sehen.
Einige Linsenkästen berühren mich so stark, dass ich beinahe flüchten möchte. Ich erwische mich bei dem Gedanken, ich komme einfach nochmal wieder und dann schaue ich mir die Kästen an. Ich bin geblieben. Ich habe noch nicht weiter nachgeforscht, warum ich flüchten wollte.
In einem TV-Beitrag über und mit Mary Bauermeister spricht sie darüber, dass Themen sie beseelt haben. Ich mag diese Idee. Bisher kannte ich nur von Themen besessen sein. Ich habe mir die Frage gestellt, von welchen Themen ich beseelt bin. Dazu möchte ich unbedingt einen Text schreiben.
Spaziergänge
96 km bin ich im Januar durch Kiel spaziert. Regelmäßig bin ich meine Hausstrecke um den Schrevenpark gegangen. Dazu kamen besondere Spaziergänge an die Förde, um den Kleinen Kiel und mein Ausflug nach Holtenau, der neben dem Spaziergang auch ein Künstlertreff war. In Holtenau war ich an den Kanal-Schleusen, am Thießenkai und auf dem Rückweg bin ich mit dem Adler über den Kanal gerast. So kam mir die Fahrt mit der kleinen Personenfähre über den Nord-Ostsee-Kanal vor.
Cappuccino-Zeit im Café
Viele, viele leckere Cappuccinos sind auch im Januar durch meine Kehle geflossen. Dabei habe ich schöne, lustige, unsinnige und spannende Gespräche geführt. Beim Cappuccino habe ich acht Kurzkrimis aus dem Buch „Alstertod und Hafenmord. Das große Hamburg-Krimi-Lesebuch“ gelesen.
Eine Szene, die ich im Januar im Café erlebt habe, wird der Anfang einer Krimikurzgeschichte. Bisher habe ich zu der Geschichte ein Gefühl und ein paar Notizen gemacht. Jetzt wartet sie darauf, geschrieben zu werden.
Januar-Fazit und Februar-Wunsch
Der Januar fühlt sich wie ein sanfter und zugleich intensiver Start ins Jahr 2023 an. Ich hatte viel schönen Input, der ein paar lose Enden hinterlassen hat. Die möchte ich im Februar weiter verfolgen.
Ich werde beide Kunstausstellungen nochmal besuchen. In der Stadtgalerie werde ich Namen und Künstler*innen nachsehen und in der Kunsthalle werde ich meinem Fluchtgefühl nachspüren.
Außerdem möchte ich im Februar viel mehr Zeit an meinem Schreibtisch verbringen, den zweiten Taval-Krimi fertig schreiben und die Café-Krimi-Kurzgeschichte schreiben. Das wäre doch mal wieder eine tolle Krimi-Kurzgeschichte für die Krimiautorinnenpostleser*innen.