In ihrer Blogparade fragt Sandra Stops nach Kunst von Frauen: Mein liebstes Kunstwerk. Mir fällt sofort die Alte Bäuerin von Paula Modersohn-Becker ein. Die Blogparade mag ich und ich mag Sandras Haltung, dass ihre Blogparade ein Beitrag zum Mikrofeminismus ist und Kunst von Frauen feiert. Also feiere ich die Modersohn-Becker und ihre Alte Bäuerin.
Paula Modersohn-Becker und die Alte Bäuerin: eine persönliche Verbindung
Erste Begegnung in der Kieler Kunsthalle: die Alte Bäuerin im Original
Die Alte Bäuerin gibt es in verschiedenen Ausführung in unterschiedlichen Kunstmuseen. Meine Alte Bäuerin hing in der Kieler Kunsthalle und dort habe ich sie auch zum ersten Mal gesehen. Zur Zeit ist die Kieler Kunsthalle wegen Sanierungsarbeiten geschlossen und die Kunstwerke sind in irgendeinem Lagerhaus untergebracht. Ich hätte die Alte Bäuerin bei mir für die Dauer der Sanierungsarbeiten aufgehängt, aber der Mitarbeiter, dem ich das angeboten habe, fand meinen Vorschlag nicht das kleinste Bisschen lustig.
Der Verlust: Warten auf die Wiedereröffnung der Kunsthalle
Bis 2028 muss ich also auf die Gesellschaft der Alten Bäuerin verzichten. Das meine ich ganz wörtlich, denn ich habe das Bild regelmäßig in der Kunsthalle besucht. Da ich Mitglied im Schleswig-Holsteinischen Kunstverein bin, kann ich mit meiner Mitgliedskarte jederzeit zu den Öffnungszeiten kostenfrei in die Kunsthalle. Und dass habe ich regelmäßig, wenn ich an die Kieler Förde gegangen bin, gemacht.
Ein regelmäßiges Ritual: meine Besuche bei der Alten Bäuerin
Dort habe ich die Bäuerin besucht. Ich habe das Bild jedes Mal lange und intensiv angeschaut, bevor ich mich mit meinem Notizbuch auf eine Bank in dem Raum gesetzt habe. Umgeben von verschiedenen gemalten Frauen habe ich geschrieben. Das Bild von Paula Modersohn-Becker, eine der wenigen Malerinnen in dem Ausstellungsraum, hat mich wegen seiner Intensität angesprochen.
Warum die Alte Bäuerin mich so tief berührt
Modersohn-Beckers Stil: ein einzigartiger Duktus in der Kunst
Das Bild war zwar viel kleiner als die anderen Bilder in dem Raum, aber es war das Bild mit dem ausgeprägtesten eigenen Duktus. Genau das mag ich an Modersohn-Becker, sie hat ihren ganz eigenen Stil geschaffen. Und das gegen die Widerstände des damaligen Zeitgeschmacks.
Das Alter als Motiv: die Bedeutung der Alten Bäuerin für mich
Darüberhinaus mag ich die Wahl ihres Motivs: eine alte Frau. Das mag damit zusammenhängen, dass ich zwar noch nicht alt bin, aber eben schon über fünfzig. Und seitdem schaue ich nicht mehr nur, ob Frauen repräsentiert werden, sondern zusätzlich auch ob und wie ältere und alte Frauen repräsentiert werden.
Die Faszination des Bildausschnitts: Nähe und Distanz zur Alten Bäuerin
Ich mag an dem Bild, dass ich bedingt durch Modersohn-Beckers Bildausschnitt, sehr dicht an die Frau herantreten kann und sie mir genau ansehen kann, allerdings ohne ihr zu Nahe zu kommen. Distanz bleibt. Das fasziniert mich und beim Schreiben merke ich, dass ich das zur Zeit gar nicht genauer erkunden will, weil ich diese Faszination behalten möchte.
Der Wald als Lebensraum: die natürliche Umgebung der Alten Bäuerin
Mir gefällt an dem Bild, dass die Malerin es schafft, dass die Bäuerin ein Teil des Waldes zu sein scheint. Das wurde in der Kunsthalle besonders in dem Kontrast zu den beiden Bildern, die rechts und links neben der Alten Bäuerin hingen, deutlich. Darauf waren junge Mädchen vor einer Naturkulisse abgebildet. Der Wald im Bild Alte Bäuerin ist nicht Kulisse, sondern ein Lebensraum der Frau.
Buchkäufe und Zukunftspläne mit Paula Modersohn-Becker
Ein Buchkauf und die Entdeckung weiterer Werke Modersohn-Beckers
Im Buchshop der Kieler Kunsthalle habe ich mir das Buch „Paula Modersohn-Becker Briefwechsel mit Rainer Maria Rilke“ gekauft, weil ich wissen wollte, wie diese besondere Frau geschrieben hat. In dem Buch sind weitere Bilder von Modersohn-Becker abgebildet und ihre Selbstportraits gehören zu meine weiteren Favoriten. Dann wollte ich mehr über Paula Modersohn-Becker erfahren und ich habe die fantastische Biografie „Paula Modersohn-Becker. Eine Biografie mit Briefen“ von Marina Bohlmann-Modersohn gelesen, die ich sehr empfehlen kann.
Wunschliste: auf den Spuren von Paula Modersohn-Becker in Worpswede und Bremen
Auf meiner Wunschliste steht ein Besuch in Worpswede, wo die Künstlerin gelebt und gewohnt hat und wo sie wenige Wochen nach der Erfüllung ihres größten Herzenswunsches, einem Kind, gestorben ist. Und auf jeden Fall möchte ich das Paula-Modersohn-Becker Museum in Bremen besuchen und mir Kunstwerke dieser tollen Künstlerin ansehen. Diese Wünsche werde ich mir 2025 erfüllen. Und ich werde mir ein schönes Schreibprojekt dazu einfallen lassen.